Tübingen

Versäumnisse

Ein Neubau des Tübinger Stadtarchivs ist in weite Ferne gerückt. Die Stadtverwaltung will nun einen Teil der Unterlagen zu einem auswärtigen Dienstleister auslagern („Archivalien per Scan“, 7. Januar).

09.01.2020

Von christoph Hölscher, Tübingen

Das Stadtarchiv soll also keinen eigenen Standort in Tübingen bekommen, weil angeblich kein Geld zur Verfügung steht. Dessen Archivar, Udo Rauch, weist zurecht darauf hin, dass es die Pflicht einer Stadt ist, ein Archiv so auszustatten, dass Verwaltung, Erhaltung, Erschließung und Nutzbarmachung gewährleistet sind. Stattdessen bestehen nach seiner Aussage seit Jahren unsägliche Zustände.

Das Stadtarchiv ist ein Teil der Tübinger Kultur und verwahrt die Geschichte unserer Stadt und ihrer Bürger. Anstatt dass Gemeinderat und Verwaltung ihren Pflichtaufgaben nachkommen, erleben wir eine endlose Geschichte von Versäumnissen. Es fällt schwer, nicht unlautere Absichten zu unterstellen, da den Planern des Standortes alte Güterbahnhofshalle grobe Fehler unterlaufen sind. Warum hat man nicht schon eher an die neuen Brandschutzvorschriften gedacht oder spätestens nach der Planungspanne alternative Standorte geprüft und gefunden? Die Auslagerung von Archivbeständen nach Bayern wirkt ideenlos und wird dem Bericht zufolge im Laufe von Jahren teuer.

Der Gemeinderat sollte sich, statt das Problem ad acta zu legen, schleunigst eine adäquate Lösung für die Zukunft unseres Stadtarchivs überlegen. Wer wird in Zukunft unter diesen Bedingungen der Stadt noch wichtige Dokumente übereignen?

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Erstellt:
09.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 35sec
zuletzt aktualisiert: 09.01.2020, 01:00 Uhr

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