Betra · Konzert

Vom Barock über Romantik zum Zirkus

Betras Streichmusiker starteten bei ihrem jüngsten Neujahrskonzert mit Barock, sprachen mit den Kühen und landeten letztlich im Zirkus.

07.01.2020

Von Philipp Eichert

Dirigent Siegfried Hauser setzte sich den Zylinder des Zirkusdirektors auf und plötzlich fanden sich die Zuhörer in einer Manege wieder.

Dirigent Siegfried Hauser setzte sich den Zylinder des Zirkusdirektors auf und plötzlich fanden sich die Zuhörer in einer Manege wieder.

Man kann ja der Betraer Hohenzollernhalle keinen Vorwurf machen, dass sie sich nicht wie ein Konzert- oder Ballhaus gibt. Aber was so hin und wieder in ihr zu hören ist, ist kulturell allererste Sahne. So jüngst am Sonntagabend beim fünfzehnten Neujahrskonzert des Betraer Streichmusikvereins, beziehungsweise deren 35 Musiker und Musikerinnen unter der Leitung von Siegfried Hauser. In diesem Jahr spannte sich der Bogen in der Halle von Barock- und Romantik durchzogener Musik übers Leuten von Kuhglocken auf der Alm bis hin in die Zirkus-Manege mit Dirigent und Moderator Siegfried Hauser als Zirkusdirekte.

Das Versprechen für das fünfzehnte Neujahrs-Konzert unter dem Motto „Vom Barock zur Romantik“ der Vorsitzenden Anna-Katharina Maier betraf eigentlich nur den ersten Block bis zur Pause. Alles in allem hätte sie ruhig das Motto „Vom Barock über Romantik zum Zirkus“ ausgeben können, denn der zweite Block hatte es durch exzellente Show-Anteile ebenfalls verdient, in den Vordergrund gerückt zu werden. Zumal auch hier wie durchweg das bundesweit einmalige Vereinsorchester musikalisch glänzte. Betra hat mit seinem Streichorchester wieder etwas auf die Beine gestellt, das seinesgleichen über die Landesgrenze hinaus noch sucht.

Die Fanfare eines französischen Opernkomponisten der Zeit um 1700 eröffnete das Konzert und führte dann zum größten Komponisten des Barock, Johann Sebastian Bach (Air aus der Suite Nr.3). Noch einmal Bach mit Gavotte aus der Suite Nr.3. Ein Menuett von Luigi Boccherini und ein Flötenkonzert von Mozart mit Solistin Nadine Günther leiteten zur Musik der Romantik über. Die Solisten Karin Hauser und Georg Lustig läuteten mit einem Oboen-Konzert von Johann Nepomuk Hummel den zweiten Teil des ersten Blocks ein. Danach kamen Stücke von Mendelssohn mit Anna-Katharina Maier am Klavier und Tschaikowsky zur Aufführung.

Zuvor allerdings noch ein bemerkenswerter Auftritt der „jungen Garde“ mit den Solisten Xenia Hermann (Geige), Leonie Kiefer (Klarinette) und Janis Kronenbitter (Cello), die Jean Marie Gabriel (La Cinquantaine) im Repertoire hatten. Dieses Stück wurde zur Einmaligkeit. Nicht nur weil es exzellent vorgetragen wurde, sondern auch weil der Komponist sich nicht zu schade war, das ursprünglich als Hausmusik verfasste Stück explizit für Betra und die drei Solisten umzuschreiben. Das Publikum erlebte also eine Welturaufführung. Ein ungarischer Tanz von Johannes Brahms beschloss nach 40 Minuten den ersten Block des Konzerts.

Der zweite Teil startete mit dem Strauss-Walzer „An der schönen blauen Donau“, bevor Kuhglocken-Geläut von der Alm G. Rossini mit der Ouvertüre zu Wilhelm Tell ankündigte. Diesen Vortrag, weil er so schön war, gab es am Ende des Konzerts nochmals als erste Zugabe.

Nachdem Bert Henger und sein Tenorhorn bei „Georgias Horn“ von B. Elliget in den Vordergrund gerückt waren, kündigte Siegfried Hauser zumindest den Show-Höhepunkt mit der „Zirkusparade“ von E. T. Paull an. Dirigent Siegfried Hauser setzte sich den Zylinder des Zirkus-Direktors auf, und die Kinder Simon und Helena stellten nach einem mehrfachen Rundgang durch die Hohenzollernhalle mehrere Plakate mit Zirkus-Motiven vor der Bühne ab, während sie vom Streich-Orchester musikalisch begleitet wurden – und plötzlich fanden sich die Zuhörer in der Zirkus-Manege wieder.

Im weiteren Teil des Konzerts kamen dann Musikstücke wie der „Türkische Marsch“ von Beethoven zur Aufführung. Den Schluss-Akkord machte wie bisher jedes Jahr der „Radetzkymarsch“ von Johann Strauss, bevor nach gut zwei Stunden das 15. Konzert zu Ende war.

Vom Barock über Romantik zum Zirkus

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Erstellt:
07.01.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 07.01.2020, 01:00 Uhr

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