Eutingen/Rottenburg · Engagement

Vor dem Zerfall bewahrt

Der Verein „Heimat und Brauchtum“ Eutingen erhielt am Mittwochabend den „Sonderpreis Kleindenkmale“ bei der Verleihung des Kulturlandschaftspreises des Schwäbischen Heimatbundes in der Rottenburger Festhalle.

11.10.2019

Von fk/mwi

Mitglieder von „Heimat und Brauchtum“ Eutingen freuen sich beim Festakt zur Verleihung des Kulturlandschaftspreises 2019 über eine Auszeichnung in der Kategorie „Sonderpreis Kleindenkmale“. Bild: Fred Keicher

Ein Sturm brachte sie ins Bewusstsein. 2001 fegte der Orkan „Lothar“ auch über die Eutinger Markung und zerstörte zwei Feldkreuze. Seitdem ist das Thema Kleindenkmale beim Förderverein der Narrenzunft Eutingen in guten Händen. Lothars Zerstörungen waren der Beweggrund dafür, dass man den Verein „Heimat und Brauchtum“ gründete. Initiator war der langjährige SÜDWEST PRESSE-Mitarbeiter Rainer Sattler.

Dem 2014 verstorbenen Eutinger lag die Pflege der Kleindenkmale stets am Herzen: „Er wollte nicht, dass das Brauchtum verloren geht“, sagt sein Sohn Raimund Sattler gegenüber unserer Zeitung. Die Renovierung der durch den Orkan zerstörten Flurkreuze sowie generell den Erhalt der steinernen Glaubenszeugnisse zu fördern, war Rainer Sattlers Anliegen. Daher mobilisierte er einige Mitglieder in der Eutinger Narrenzunft, „Heimat und Brauchtum“ beizutreten. „Beinahe alle Gründungsmitglieder des Fördervereins waren auch in der Narrenzunft aktiv“, sagt Ortshistoriker Willi Schaupp, der Sattler als „treibende Kraft“ bezeichnet. Dieser habe immer wieder Objekte ausgesucht, die dringend gepflegt werden mussten, und auch Privatleute bei der Renovierung von Kleindenkmalen, die auf deren Grundstück liegen, beraten.

Eine beeindruckende Bilanz

Gegründet wurde „Heimat und Brauchtum“ 2001 mit dem ersten Vorsitzenden Jakob Holocher, ab dem Jahr 2006 übernahm Rainer Sattler dieses Amt, zuvor war er Schriftführer. Seit 2015 führt das Duo Ursula Sökler und Sabine Rainer den Förderverein. „Dass ‚Heimat und Brauchtum’ weiterhin besteht und sehr gut geführt wird, ist mit Sicherheit in seinem (Rainer Sattlers, Anm. d. Red.) Sinne“, sagt Raimund Sattler. „Es gelingt dem Verein, dass weiter junge Leute mitmachen und sich für Brauchtum interessieren.“

Aus seinem Engagement für die Kleindenkmale kann der Verein heute eine stolze Bilanz vorweisen. Insgesamt gibt es 25 Flurkreuze in und um Eutingen. Davon sind bisher 13 restauriert worden. Ein Flurkreuz und einen Bildstock haben die aktiven Mitglieder neu errichtet. Ehrenamtliche Paten kümmern sich dauerhaft um diese restaurierten Kreuze, aber auch um zwei Flurkapellen und einen Bildstock.

Das gute Beispiel war zugleich Vorbild. Inzwischen werden auch Flurdenkmale im Privatbesitz wertgeschätzt und von ihren Eigentümern gepflegt. Es ist gelungen, einen Teil der Volksfrömmigkeit und des Brauchtums vor dem Zerfall zu retten.

„Wichtig, das Engagement zu würdigen“

Jeder Haupt-Preisträger erhält ein Preisgeld von 1500 Euro. Die Sonderpreise Kleindenkmal sind mit jeweils 500 Euro dotiert. Insgesamt beträgt die Preissumme 10 500 Euro, die von der Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung gestellt wird.

Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, betonte beim Festakt in Rottenburg, dass die Bürger durch ihr Engagement zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen. „Unsere Kulturlandschaften gehen den Menschen in Baden-Württemberg ans Herz. Es ist deshalb sehr wichtig, dass Bürger, die sich um den Erhalt unserer Kulturlandschaften kümmern, geehrt und gewürdigt werden.“

Baden-Württembergs Kulturlandschaften stiften nicht nur bei vielen Menschen ein Heimatgefühl. Sie leisten auch einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität, die neuerdings immer stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerät.