Verkehr

Weder pünktlich noch zuverlässig

In einer Anfrage an das Verkehrsministerium hat der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP) den aktuellen Stand auf der Gäubahn abgefragt. Doch auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember fallen zu viele Züge wegen Fahrzeugschäden aus.

23.02.2018

Von Maik Wilke

Bei der Zugtaufe Anfang Dezember in Horb sprach der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann über die Bedeutung der Gäubahn. Noch kann er mit der Pünktlichkeit der Züge eigentlich nicht zufrieden sein. Archivbild: Braun

Bei der Zugtaufe Anfang Dezember in Horb sprach der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann über die Bedeutung der Gäubahn. Noch kann er mit der Pünktlichkeit der Züge eigentlich nicht zufrieden sein. Archivbild: Braun

Mit großem medialen Interesse wurden Anfang Dezember in Horb zwei neue Intercity-Züge der DB eingeweiht, die nach dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember auf der Gäubahn zum Einsatz kommen. Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern hatte in einer Anfrage an das Verkehrsministerium in Stuttgart in Erfahrung bringen wollen, welche Auswirkungen der Fahrplanwechsel bislang auf die Pünktlichkeit der Züge hatte. Die Antwort des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann kann dem FDP-Politiker jedoch nicht gefallen.

Seit dem Fahrplanwechsel sei es allein bis zum Jahresende, also gerade einmal innerhalb eines halben Monats, auf der Strecke von Stuttgart nach Rottweil und Freudenstadt zu insgesamt 37 Zugausfällen gekommen – zehn davon wegen Fahrzeugschäden. „Dieser technische Zustand des Wagenmaterials steht in krassem Widerspruch zu den pressewirksamen Auftritten von Minister Hermann und der Bahn anlässlich der neuen Züge auf der Gäubahn“, kritisiert Timm Kern die für ihn „katastrophale“ Antwort seitens des Verkehrsministers. Er fügt hinzu: „Schöne Bilder machen noch keine guten Züge.“

91 Prozent Pünktlichkeit verpasst

Im neuen Jahr wirken die Zahlen noch gravierender: Bis zum 11. Februar kam es bei diesen Zügen laut Ministerium zu 105 Zugausfällen. Allerdings täuscht diese Anzahl, da allein 72 davon auf die sturmbedingte Sperrung auf der Strecke Eutingen nach Freudenstadt zwischen dem 3. und 8. Januar entfielen. „15 Züge fielen wegen von der DB-Regio zu verantwortenden Fahrzeugschäden aus“, erklärt Hermann.

Für den FDP-Politiker jedoch keine ausreichende Antwort. Im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung wurde als Ziel „ein verlässliches Grundangebot frühmorgens bis spätabends im Stundentakt“ definiert. „Die Wirklichkeit sieht bei den entfallenen Direktverbindungen beispielsweise in Eutingen und die unsicheren Anschlüsse aus Richtung Freudenstadt anders aus“, kritisiert Kern.

Selbst wenn die Züge auf der für viele Menschen aus dem Kreis Freudenstadt wichtigen Pendelstrecke unterwegs sind, haben sie zudem oft Verspätung. „Der Zielwert von 91 Prozent für pünktliche und unter vier Minuten verspätete Züge wird bisher von der DB nicht erreicht“, erklärt Herman in seinem Schreiben. Allerdings erkenne er eine verbesserte Bilanz vom Jahreswechsel bis zum 28. Januar. Hermann erklärt, dass für die Gäubahn in diesem Zeitraum bei den IC-Leistungen eine Ankunftspünktlichkeit von 87,5 Prozent verzeichnet habe. „Damit lagen die IC-Züge der Gäubahn einige Prozentpunkte über dem Durchschnittswert des Fernverkehrs insgesamt.“

Negativ habe sich dagegen der vorübergehende zusätzliche Haltepunkt in Eutingen bemerkbar gemacht. Als wegen der Sturmschäden aufgrund von „Friederike“ IC-Züge zusätzlich in Eutingen hielten, um einen Anschluss an die Schienenersatzverkehre in Richtung Schwarzwald herzustellen, habe dieser außerplanmäßige Halt den Fahrplan zwischen Horb und Bondorf erheblich angespannt. „Dies hatte zur Folge, dass geringfügige Verspätungen zwischen Horb und Bondorf nicht reduziert werden konnten“, so der Verkehrsminister. Ohne Halt in Eutingen biete der Fahrplan dagegen immer die Chance, eine geringfügige Verspätung wieder abzubauen.

Wenig konkrete Antworten

Generell bekommt der FDP-Politiker Kern wenig positive Aussage des Ministers bezüglich des Bahnhaltepunkts in Eutingen zu hören. Der Tatsache, dass der Eutinger Bahnhof von der Bahn unter anderem mit Fördermitteln der Landesregierung im Jahr 2016 für mehrere Millionen Euro barrierefrei ausgebaut wurde, nun aber die Fahrgäste vermehrt in Bondorf einsteigen, weicht Hermann aus: Die Herstellung von barrierefreien Zugangsmöglichkeiten ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung“, erklärt der Verkehrsminister lediglich und erklärt, dass die Barreirefreiheit ein eigenständiges Förderziel sei. Für Kern zu wenig: Um den Schienenverkehr attraktiv zu machen, fordert der FDP-Politiker von Bund und Land mehr Mittel und echten Wettbewerb durch die Trennung von Netz und Betrieb im Schienenverkehr. „Die Bahn baute den Eutinger Bahnhof millionenschwer barrierefrei aus. Dann änderte sie den Fahrplan so, dass er weniger genutzt wird. Gleichzeitig bleiben die Bahnfahrer in Bondorf bei schlechtem Wetter auf der nicht überdachten Treppe und den Bahnsteigen im Regen stehen. Diese Konzeptlosigkeit erfordert einen Neuanfang im Schienenverkehr.“

Auch auf den aktuellen Stand einer Direktanbindung Eutinges mit IC-Zügen ist wenig konkretes von Hermann zu erfahren: Soweit sich Möglichkeiten zu zusätzlichen Halten der IC-Züge in Eutingen ergeben sollten, ohne die Stabilität des Fahrplans auf der teilweise eingleisigen Strecke und die Anschlussbeziehungen zu gefährden, wird die Landesregierung im Dialog mit DB Fernverkehr darauf hinwirken, diese auch wahrzunehmen.“

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23.02.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 23.02.2018, 01:00 Uhr

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