Kreis Freudenstadt · Kriminalstatistik 2023

Weniger Mord und Totschlag, dafür mehr Auf- und Einbrüche

Das Polizeipräsidium Pforzheim legt die Zahlen für 2023 vor: Weniger Tötungsdelikte im Kreis Freudenstadt, aber viel mehr Autoaufbrüche und Wohnungseinbrüche als in den vergangenen Jahren.

12.04.2024

Von ik

Bild: Rüdiger Kottmann

Bild: Rüdiger Kottmann

Der Landkreis Freudenstadt liegt mit einer Häufigkeitszahl (Anzahl der Straftaten je 100 000 Einwohner) von 3524 auf Rang 9 im vorderen Drittel der sichersten Landkreise in Baden-Württemberg. Das Polizeipräsidium Pforzheim liegt mit 3994 unter dem Landesschnitt (5272) auf Rang 4. Dem landesweiten Trend entsprechend ist jedoch auch hier die Anzahl registrierter Straftaten auf 24 537 Fälle gestiegen (2022: 22 616). Die Aufklärungsquote konnte zum Vorjahr um 1 Prozentpunkt auf 63,6 gesteigert werden.

Etwas mehr als drei Viertel der Tatverdächtigen sind männlich. Der Anteil der deutschen Tatverdächtigen liegt bei 57 Prozent, der Nichtdeutschen entsprechend bei rund 43 Prozent. Dies stellt den höchsten Stand nichtdeutscher Tatverdächtiger im Zehnjahresvergleich dar. Die Straftaten gegen das Leben liegen im Gesamtbereich mit 21 Fällen deutlich unter dem Vorjahresniveau (28). Die Aufklärungsquote befindet sich hier weiterhin auf einem hohen Niveau (85,7 Prozent). Im Landkreis Freudenstadt gab es im vergangenen Jahr einen Mord und einen Totschlag, 2022 waren es 5 Morde, zwei weitere Taten wurden als Totschlag verurteilt.

Eine nicht unwesentliche Rolle beim Anstieg der Straftaten insgesamt spielen Körperverletzungsdelikte. Hier ist der höchste Stand im Zehnjahresvergleich zu verzeichnen. Der Schwerpunkt liegt mit etwa zwei Dritteln bei leichten Körperverletzungen. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen war bereits polizeilich bekannt. Viele Körperverletzungen passieren im öffentlichen Raum, weshalb auch die Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum einen Zehnjahreshöchststand aufweisen. Im Kreis Freudenstadt waren es im vergangenen Jahr 179 (2022: 174).

80 Diebstähle aus Autos

Im Bereich der Straßenkriminalität machen Sachbeschädigungen und Diebstähle knapp 90 Prozent der Straftaten aus. Die Sachbeschädigungen bewegen sich in etwa auf Vorjahresniveau, während die Diebstahlsdelikte deutlich anstiegen (rund 18 Prozent). Dies ist insbesondere auf Ladendiebstähle und Diebstähle an/aus Kraftfahrzeugen zurückzuführen. Häufig handelt es sich hierbei um Serientäter. 2023 wurden im Kreis Freudenstadt 1343 Diebstähle angezeigt (2022: 978). Ein rasanter Anstieg ist im Kreis bei den Wohnungseinbruchdiebstählen (2023: 34 / 2022: 17) und bei den Autoaufbrüchen (2023: 80 / 2022: 20) zu verzeichnen. Die Tendenz dürfte sich halten. Allein in Horb brachen Diebe zwischen Ende Januar und Anfang März bereits mindestens 26 Autos auf, um an Wertgegenstände und Geld zu kommen.

Auch Helfer wurden in den letzten Jahren zunehmend zu Opfern. Bei Gewaltdelikten gegen Polizeibeamte kann erneut ein Rückgang verzeichnet werden. Diese Entwicklung sei unter anderem auf die Verbesserung der persönlichen Ausstattung der Einsatzkräfte (beispielsweise mit Bodycams) zurückzuführen, so Polizeipräsident Christian Dettweiler. Zudem lege das Polizeipräsidium großen Wert auf spezifisches Training seiner Beschäftigten. „Von einer Trendumkehr zu sprechen, wäre zu früh“, so Dettweiler.

Ein Bereich, der stark in das subjektive Sicherheitsempfinden eingreift, sich aber hinter verschlossenen Türen abspielt, ist die häusliche Gewalt, bei der ein Anstieg von über 40 Prozent festgestellt werden muss. Bei rund 80 Prozent der Opfer handelt es sich um Frauen. 2023 gab es im Kreis Freudenstadt 164 Fälle, 2022 waren es 111. Dieser Anstieg dürfte nach Angaben des Präsidiums aber kein realer sein; vielmehr würden durch Maßnahmen der Koordinierungsstelle sowie ein geändertes Anzeigeverhalten der Opfer Delikte aus dem Dunkelfeld gezogen.

Häusliche Gewalt öfter angezeigt

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind die Fallzahlen im Präsidiumsbereich um 58 auf 840 gestiegen. Im Kreis Freudenstadt waren es mit 162 Fällen 14 mehr als im vergangenen Jahr. Delikte im Internet beziehungsweise in den sozialen Medien spielen eine wesentliche Rolle, beispielsweise das Versenden von Nacktbildern. Die Aufklärungsquote konnte auf rund 90 Prozent leicht gesteigert werden.

Im Bereich Cybercrime hat das Präsidium zum 1. März dieses Jahres ein Online-Team zur Bekämpfung der Internetbetrugskriminalität eingeführt. Schwerpunkt: Bearbeitung von Waren- und Warenkreditbetrug über Onlineplattformen. Im Kreis Freudenstadt wurden im vergangenen Jahr 110 Taten registriert (2022: 43). Einen Anstieg gibt es im Kreis auch bei der Wirtschaftskriminalität. 2023 wurden hier 26 Fälle gezählt, ein Jahr zuvor waren es 18. Ähnlich sieht es bei der Umweltkriminalität aus: 2023 wurden 31 Taten angezeigt, 2022 waren es 19.

Ob Enkeltrick oder Schockanruf: Mit perfiden Maschen setzen Betrüger bevorzugt ältere Menschen unter Druck und bewegen sie zu unüberlegten Handlungen. Erfreulich sei, dass es oft beim Versuch bleibt, so das Präsidium. Hier hätten polizeiliche Prävention und sensibilisierte Angehörige wie Bankangestellte viele Taten verhindert. Dennoch ist im gesamten Präsidiumsbereich ein Vermögensschaden von rund 700 000 Euro entstanden. Uwe Carl, Leiter der Kriminalpolizeidirektion, rät: „Bleiben Sie misstrauisch. Niemals befragt Sie die Polizei zu Ihren Vermögensverhältnissen am Telefon. Lassen Sie sich niemals zur Herausgabe von Geld oder Vermögenswerten überreden.“

Bei der Rauschgiftkriminalität waren die Fallzahlen im dritten Folgejahr rückläufig. Die Aufklärungsquote liegt über Jahre hinweg bei über 90 Prozent. Das kürzlich in Kraft getretene Cannabisgesetz dürfte sich zukünftig ebenfalls auswirken.

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Erstellt:
12.04.2024, 19:02 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 33sec
zuletzt aktualisiert: 12.04.2024, 19:02 Uhr

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