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Wer ermordete Rafael Blumenstock?

Ein 28-jähriger Student wurde 1990 in Ulm Opfer einer kaum vorstellbaren Gewaltattacke. Das Verbrechen ist ungeklärt. Welches Motiv trieb die Täter an? Das ist Thema in unserer neuen Folge von „Akte Südwest“.

29.09.2021

Von TANJA WOLTER

Bis heute zeugt eine Gedenkplatte am Tatort auf dem Ulmer Münsterplatz von dem Verbrechen an Rafael Blumenstock. Foto: Volkmar Könneke

Bis heute zeugt eine Gedenkplatte am Tatort auf dem Ulmer Münsterplatz von dem Verbrechen an Rafael Blumenstock. Foto: Volkmar Könneke

Ulm. Vor mehr als 30 Jahren hatte der Mord an dem Musikstudenten Rafael Blumenstock die Stadt Ulm aufgewühlt. Die Leiche des 28-Jährigen war am 4. November 1990 in den frühen Morgenstunden auf dem Ulmer Münsterplatz entdeckt worden – blutüberströmt und mit verstümmeltem Gesicht. Die Mörder hatten ihn mit Tritten malträtiert, 21 Mal mit voller Wucht auf ihn eingestochen und ihr Opfer mit Schnitten entstellt. Die Täter? Bisher unbekannt. Das Motiv? Genauso ungeklärt. Es ist ein „Cold Case“, der bis heute in Ulm nachhallt. Und bis heute dauern auch die Spekulationen an, die Mörder könnten aus der rechten Szene stammen.

Darüber sprechen wir in der neuen Folge unseres Kriminalpodcasts „Akte Südwest“. Zu Gast ist Ulrike Schleicher, Reporterin in der Lokalredaktion der SÜDWEST PRESSE in Ulm. Eine Besonderheit diesmal: Wir rekonstruieren einerseits den Fall anhand von Artikeln aus unserem Zeitungsarchiv. Ulrike Schleicher wurde damals aber auch von der Polizei als Zeugin vernommen, denn sie kannte Rafael Blumenstock und hat ihn wenige Stunden vor der Tat noch in einer Kneipe gesehen, in der sie damals arbeitete.

Sie beschreibt das Mordopfer als einen künstlerisch begabten Menschen, der offenherzig auf andere Menschen zuging und auch Fremde ansprach. Und der auffiel im Stadtbild, weil er sich auch mal schminkte und Frauenkleidung trug. „Rafael war eben anders als der Durchschnitt, ein Paradiesvogel“, sagt Ulrike Schleicher. Ob er homosexuell war, wie es die alten Artikel nahelegen? Aus seinem Umfeld wurde dies verneint. Aber er stach heraus in einer Zeit, in der Homophobie in der Stadt noch gang und gäbe war, und in der Unterscheidungen, die man heute bezüglich sexueller Orientierungen trifft, keine Rolle spielten. So bleibt auch Hass auf Homosexuelle ein mögliches Motiv.

Die Polizei geht davon aus, dass der Student von zwei bis drei Männern ermordet wurde, die einer gewaltbereiten Gruppierung angehörten. Allerdings wurde nie konkretisiert, um welche Art von Gruppe es sich gehandelt haben könnte. Skinheads oder andere Gruppen aus dem rechten Spektrum, die sich einen Andersdenkenden griffen? Oder einfach nur aggressive Schlägertypen, die in Blumenstock ein willkommenes Opfer sahen?

Eine heiße Spur wurde bis heute nicht gefunden, und so wirft das grausame Verbrechen auch nach mehr als 30 Jahren als einziger ungeklärter Mordfall in Ulm einen Schatten auf die Arbeit der Kriminalpolizei. Immer wieder finden zum Jahrestag des Mordes Gedenkveranstaltungen und kleinere Demonstrationen der linken Szene statt. Die Organisatoren wollen nicht nur die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten, sie fordern auch, den Fall Rafael Blumenstock als einen Verdachtsfall rechter Gewalt einzustufen.

Ob es Indizien gibt, die für diese These sprechen, und welche Beobachtungen Zeugen gemacht haben – das erfahren Sie in der neuen Folge von „Akte Südwest“. Mit dem Podcast bereiten wir ein Mal pro Monat einen Kriminalfall aus Baden-Württemberg auf und sprechen mit erfahrenen Reportern aus den Redaktionen des Partnerverbunds der SÜDWEST PRESSE darüber. two

Feedback und Kritik nehmen wir gerne per Mail an podcast@swp.de entgegen. Alle Folgen des Kriminalpodcasts „Akte Südwest“ finden Sie auch im Internet unter www.swp.de/akte

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Erstellt:
29.09.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 36sec
zuletzt aktualisiert: 29.09.2021, 06:00 Uhr

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