Horb/Stuttgart · Bildung

„Wie eine Chronik des Grauens“

Der Horber Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) drängt auf die Rückkehr der verbindlichen Grundschulempfehlung.

27.05.2023

Von NC

Dr. Timm Kern. Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Dr. Timm Kern. Archivbild: Karl-Heinz Kuball

In Baden-Württemberg schaffte 2012 die damalige rot-grüne Landesregierung die verbindliche Grundschulempfehlung ab. Seither haben Eltern die freie Wahl, auf welche weiterführende Schule sie ihre Kinder schicken.

Diesbezüglich führten der Philologenverband sowie der Realschullehrerverband in Baden-Württemberg erst zuletzt eine Umfrage durch. Von über 1000 befragten Lehrkräften des Philologenverbands, in dem vor allem Gymnasiallehrkräfte vertreten sind, sprachen sich rund 94 Prozent für eine verbindliche Empfehlung aus, unter den Realschullehrkräften waren es rund 78 Prozent der 4400 Befragten.

Einer, der mit Vehemenz auf die Wiedereinführung der verbindlichen Schulempfehlung drängt, ist der hiesige Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern (FDP), der selbst an einem Gymnasium unterrichtete und bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist. Bis 2012 habe es eine kompetente Beurteilung nach objektiven Kriterien gegeben, um die jeweiligen Talente und Begabungen der Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu fördern, so der 51-Jährige in einer Mitteilung. Seither, klagt Kern, „gelangen jedoch viel zu oft Kinder an die für sie falschen Schularten – meist an Realschulen oder Gymnasien“. Die Folge sei eine massive Überforderung der Jugendlichen.

Im Hinblick auf die Umfragen unter Lehrkräfte sei es der FDP „mehr als schleierhaft, wie die grün-schwarze Landesregierung diese überdeutliche Mehrheit aus der schulischen Praxis immer noch ignorieren kann“. Die beiden befragten Landesverbände hätten der Fraktion eine anonymisierte Liste von Freitext-Kommentaren zukommen lassen, „deren Stimmen sich wie eine Chronik des Grauens lesen“, sagt Kern. Viele Kinder entscheiden sich demnach trotz Beratung für die falsche Schule – und scheitern.

Die FDP möchte die verbindliche Grundschulempfehlung wiedereinführen und richtet ihren Appell laut Kern insbesondere an die CDU im Land. Denn die Junge Union habe erst vor einigen Tagen selbst die Wiedereinführung gefordert und die Grünen ermahnt aufzuhören, dies aus ideologischen Gründen zu verhindern.

„Wir müssen nun an einem Strang ziehen und ins Gespräch kommen“, fordert Kern. Es gehe längst nicht mehr darum, damals falsche und überhastete Entscheidungen weiterhin schönzureden, sondern das zu tun, was das Beste für die Kinder ist, so der zweifache Familienvater. „Jedes Kind verdient eine seinen Begabungen entsprechende Schulbildung“, sagt Kern. „Das ist nicht nur eine Kann-Bestimmung, sondern landesverfassungsmäßig verbrieftes Recht eines jeden Kindes in Baden-Württemberg.“

Zum Artikel

Erstellt:
27.05.2023, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 27.05.2023, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!