Die klimatischen Einflüsse mit einbeziehen

Windkraftleistung mit Wetterdaten verquickt: Die digitale Leitwarte an der Rottenburger Forsthochsch

Das Lehr- und Lernprojekt Kleinwindkraftanlage an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) entwickelt sich. Vor drei Jahren wurde mit der Planung begonnen. Heute wird dort erneuerbarer Strom produziert. Eine auch für die Öffentlichkeit zugängliche Neuerung ist die digitale Leitwarte.

07.04.2016

Von Gert Fleischer

Das Windrad an der Hochschule für Forstwirtschaft. Archivbild: HFR

Das Windrad an der Hochschule für Forstwirtschaft. Archivbild: HFR

Rottenburg. Hauptziel der Anlage ist nicht die Energiegewinnung und womöglich ein wirtschaftlicher Nebenbetrieb, sondern die anwendungsnahe Lehre. An der HFR werden die Daten der Windkraftanlage samt zugehöriger Wetterdaten kontinuierlich bereitgestellt.

Einer der Ansprüche der Hochschule Rottenburg sei es, schreibt sie in einer Pressemitteilung, „die Studierenden fundiert, praxisorientiert und nah an aktuellen Themen der Wissenschaft und Forschung auszubilden“. Das gelte nicht nur für den traditionsreichen Studiengang Forstwirtschaft, sondern auch für die in den letzten Jahren hinzugekommenen Studiengänge wie beispielsweise Erneuerbare Energien und Holzwirtschaft.

Mit finanzieller Unterstützung der Stadtwerke Rottenburg und Tübingen sowie der Kreissparkasse Tübingen planten Studierende im Jahr 2013 in einer Lehrveranstaltung zur Projektierung von energie-technischen Anlagen eine Kleinwindkraftanlage. Ein Jahr später wurde sie gebaut. Das Windrad hat eine Nabenhöhe von 10 Metern, einen Rotordurchmesser von 3,5 Meter und eine Nennleistung von 3,5 Kilowatt. Unterstützt wurden die Energietechniker um Prof. Harald Thorwarth von den Holzbauexperten um Prof. Ludger Dederich. Herausgekommen ist laut HFR „ein einzigartiges Anlagenkonzept mit einem klappbaren Holzmast“. Das war den Studierenden damals auch wichtig gewesen: Der Mast sollte nicht aus Stahl sein und zudem so konstruiert, dass man an den Rotor mit Generator gelangt, ohne einen Hubwagen zu benötigen.

Hauptziel der Anlage ist es, sie für die Lehre einzusetzen. Aber es sollen auch neue Dinge wie der Holzmast auszuprobieren. „Deshalb wird die Anlage auch nie fertig sein“, sagt Harald Thorwarth. „Wir haben mit der Anlage die Möglichkeit, kontinuierlich neue praktische Aufgaben für die Studierenden bereit zu halten, mit denen der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis erfahrbar gemacht wird.“

Derzeit gehe es darum, eine digitalen Leitwarte zu realisieren. Dafür mussten die Daten der Kleinwindkraftanlage mit jenen Daten einer Wetterstation zusammengeführt werden, mit der Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Solarstrahlung und weitere Parameter gemessen werden. Diese Arbeit wurde soeben abgeschlossen. Die Daten werden kontinuierlich auf den Internetseiten der Hochschule auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dort gibt es unter auch weitere Informationen zum Bau und Betrieb der Anlage.

Die HFR will die Infrastruktur um die Kleinwindkraftanlage nach und nach zu einem Demonstrationszentrum für Erneuerbare Energien ausbauen. Dort können nicht nur technische Details und Lösungen anschaulich dargestellt werden. Mit den Daten lassen sich auch energiewirtschaftliche Zusammenhänge erläutern. So wie dort zu sehen ist, dass sich ein Windrad nur dreht, wenn auch Wind weht, lassen sich Berechnungen auf die in Planung, Bau oder Betrieb befindlichen Windkraftanlagen und damit auf das deutsche Energiesystem übertragen. Auch die großen Anlagen kommen im Durchschnitt nur auf eine theoretische Vollaststundezahl von 1500 Stunden pro Jahr. Das ist umgerechnet eine theoretische Betriebszeit von etwa 20 Prozent.

Mit weiterem Fortschreiten der Energiewende, schreibt die HFR, „müssen also immer mehr regenerative Energiequellen wie zum Beispiel Solarenergie, aber vor allem auch Biomasse entwickelt werden, um die benötigte komplementäre Strombereitstellung zu ermöglichen“. Auch solche Aspekte können mit den Daten der Kleinwindkraftanlage demonstriert und nachvollziehbar gemacht werden, verspricht die Hochschule.

Info Die Daten der digitalen Leitwarte sind über die Homepage der Rottenburger Hochschule für Forstwirtschaft abrufbar: hs-rottenburg.net

Zum Artikel

Erstellt:
07.04.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 07.04.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!