Hau&Holzwiese

Fakt oder Fake?

Erweiterung, Enteignung, Norma? Zum geplanten Ahldorfer Gewerbegebiet gibt es offene Fragen – und nicht immer eindeutige Antworten.

05.10.2018

Von Dagmar Stepper

Diese Prinzipskizze findet sich in den öffentlichen Unterlagen zum geplanten Gewerbegebiet in Ahldorf. Die rot umrandete Fläche (diese Markierung fehlt im Original) könnte auf eine Erweiterung hindeuten. Dem widerspricht die Stadt allerdings. Quelle: Stadt Horb

Diese Prinzipskizze findet sich in den öffentlichen Unterlagen zum geplanten Gewerbegebiet in Ahldorf. Die rot umrandete Fläche (diese Markierung fehlt im Original) könnte auf eine Erweiterung hindeuten. Dem widerspricht die Stadt allerdings. Quelle: Stadt Horb

Soll das geplante Ahldorfer Gewerbegebiet an der B 32 größer werden als die anvisierten 25 Hektar? Das fragt sich ein Bürger aus Ahldorf, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen möchte; daher nennen wir ihn Thomas M. Er hat die öffentlichen Sitzungsunterlagen studiert und in dem geologischen und hydrogeologischen Gutachten des Büros Thomas Reichel eine Skizze gefunden, die auf eine mögliche Erweiterung hindeuten: In einem Gebiet östlich des umrissenen Gewerbegebiets finden sich nämlich gestrichelte Linien, die auf Erschließungsstraßen hindeuten. „Die Stadt hat einer Erweiterung bisher immer vehement widersprochen“, sagt Thomas M.

Er fragt sich nun, warum es dennoch Straßenplanungen geben soll. „Wozu dienen die Straßen dann, wenn nicht für eine Erweiterung?“, fragt er sich. „Das ist einfach nicht fair, wenn man das aus einer Sitzungsunterlage herauslesen muss“, echauffiert er sich. „Da wird die Bürgerbeteiligung mit Füßen getreten.“

Die Stadt hat eine recht simple Antwort auf die Frage nach einer geplanten Erweiterung. Als der Gemeinderat die Stadtverwaltung damit beauftragte, nach Gewerbeflächen mit mindestens 20 Hektar Bruttobaufläche entlang der Autobahn zu suchen, wurde in der Prinzipskizze vom September 2017 eine größere Variante zeichnerisch dargestellt. Doch die Stadt sei rasch davon abgekommen, schreibt Pressesprecher Christian Volk auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE: „Das Gebiet, dass sich außerhalb des Waldes befindet, wurde jedoch sehr schnell aufgrund der schwierigen Topografie und der Tatsache verworfen, dass kein Wald, der als natürliche Barriere Richtung Ahldorf fungiert, vorhanden ist.“ An eine Erweiterung sei also nicht gedacht.

Thomas M. hat allerdings noch mehr Fragen zu dem geplanten Gewerbegebiet. Die Verkaufsbereitschaft in Ahldorf ist denkbar gering, von 58 Eigentümern haben sich lediglich zehn bereit erklärt, Flächen zu veräußern. Zusammen mit den städtischen Flächen ergibt das 11,3 Hektar und entspricht 44,2 Prozent der ursprünglich geplanten Fläche. Allerdings liegen die Grundstücke weit verstreut. „Wie stellt sich die Stadt Horb das denn vor, wenn keiner verkauft?“, fragt sich Thomas M. Und er nennt das Unwort „Zwangsenteignung“. Das stößt bei der Stadt auf wenig Gegenliebe: „Da ist ganz klar eine Falschinformation“, betont Stadtsprecher Volk. Und weiter: „Offenbar wird hier ganz bewusst mit einer unrealen Angst der ‚Enteignung‘ gespielt. Fakt ist, dass eine Enteignung im Rahmen der Bauleitplanung nicht möglich ist!“ Möglich sei unter Umständen eine gesetzliche Umlegung, die aber vom Gemeinderat beraten werden müsste. „Gerüchte zu streuen, dass eine Enteignung möglich sei, hält die Stadtverwaltung für reinen Populismus“, schreibt Volk.

Ein weiterer wunder Punkt für Thomas M. sind die Gedankenspiele von Norma, ihr Logistiklager von Eutingen nach Horb zu verlagern, sollte das Gewerbegebiet in Ahldorf kommen. „Norma wird ja wohl die größte Fläche haben wollen“, überlegt er, „das schafft aber keine neuen Arbeitsplätze und verbessert auch nicht die Pendlerbilanz.“

Stadtsprecher Volk bestätigt, dass Norma Interesse an dem geplanten Ahldorfer Gewerbegebiet bekundet hat, die Stadtverwaltung sich aber derzeit nicht in Verhandlungen mit Norma befindet. Doch gibt Volk zu bedenken, dass Norma die Region komplett verlassen könnte, wenn das Unternehmen nichts Adäquates findet. „Fakt ist jedoch – unabhängig von einem möglichen Gewerbegebiet an der B 32 – wenn ein Arbeitgeber wie Norma die Region verlässt, gehen auf alle Fälle Arbeitsplätze für die Raumschaft verloren“, schreibt er.

Aus Ackerflächen und Wald besteht das geplante Gewerbegebiet. Doch bisher ist die Verkaufsbereitschaft äußert gering. Bild: Kuball

Aus Ackerflächen und Wald besteht das geplante Gewerbegebiet. Doch bisher ist die Verkaufsbereitschaft äußert gering. Bild: Kuball

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Erstellt:
05.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 05.10.2018, 01:00 Uhr

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