Dornstetten · Geschichte

Als die Panzer durch die Stadt rollten

Der Heimat- und Museumsverein Dornstetten informiert in einer Sonderausstellung noch bis Ende Juli über die Besatzungszeit.

02.06.2023

Von NC

Haben sich schon die neue Sonderausstellung angesehen (von links): Bürgermeister Bernhard Haas, Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins Andreas Ammer und Kulturamtsleiterin Ellen Brede-Lenk. Bild: Stadt Dornstetten

Haben sich schon die neue Sonderausstellung angesehen (von links): Bürgermeister Bernhard Haas, Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins Andreas Ammer und Kulturamtsleiterin Ellen Brede-Lenk. Bild: Stadt Dornstetten

Wie haben die Dornstetter die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt? Wie hat sich der Alltag unter der französischen Besatzung abgespielt? In thematischer Anlehnung an das diesjährige Dornstetter Freilichttheater zeigt der Heimat- und Museumsverein
bis Ende Juli eine Sonderausstellung über die Nachkriegszeit in Dornstetten.

Eine verwüstete Zimmerszene, ein Leiterwagen vollgestopft mit hastig gesammelten Lebensmitteln aus dem aufgelösten Heeres-Verpflegungslager, eine Wand voller Bekanntmachungen in hartem Tonfall: Es ist ein beklemmendes und gleichzeitig sehr lebendiges Bild, welches das Team des Heimat- und Museumsvereins im zweiten Stock des Heimatmuseums hat entstehen lassen.

Zwei Blickwinkel

hrend Freudenstadt 1945 in Trümmern lag und ganze Landstriche im Chaos versanken, hat man in Dornstetten eine einigermaßen lückenlose Erinnerung an die Tage des Einmarsches der französischen Siegermächte, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt.

„Der damalige Bürgermeister Johannes Wössner hatte erkannt, dass auch über diese Zeit Chronik geführt werden muss“, sagt der Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins, Andreas Ammer. Wössners detaillierte Aufzeichnungen bilden eine Basis der Ausstellung.

Das Tagebuch eines Mädchens

Die andere ist ein Schatz, welcher der Stadt vor vielen Jahren zum Geschenk gemacht wurde: Die Tagebuchaufzeichnungen des damals halbwüchsigen Mädchens Ilse Rist, geborene Klink, die im Rahmen der Kinderlandverschickung zu Onkel und Tante nach Dornstetten gekommen war.

„Diese beiden sehr unterschiedlichen Perspektiven – einmal der Bürgermeister, einmal ein junges Mädchen – waren für uns der Ausgangsrahmen für die Ausstellung“, beschreibt Ammer. Diese wurde basierend auf Dokumenten des Stadt-, Kreis- und Landesarchivs gestaltet sowie mit Exponaten, die in Dornstetten und im Heimatmuseum verfügbar waren: Artefakte aus dem Fundus, Leihgaben von Privatleuten, Pinnwände, Poster und Textplakate.

Erinnerungen der Bürger

Es sind die persönlichen und lebendigen Erinnerungen in den Artefakten, welche der Sonderausstellung Intensität verleihen. Viele Dornstetter haben dem Museumsteam Stücke aus dem Familienarchiv zur Verfügung
gestellt. Auszüge aus den beiden Tagebüchern sowie Erzählungen von Zeitzeugen wurden für die Ausstellung von Dornstetter Sprechern vertont und können vor Ort angehört werden. „Es sind Geschichten von Familien und Menschen, die man kennt“, sagt Kulturamtsleiterin Ellen Brede-Lenk. „Das macht es bewegend.“

Der offene Blick der Dornstetter auf die eigene Historie gibt der Ausstellung auch etwas sehr Ehrliches. „Im Rückblick ist man immer klüger und mutiger“, meint Bürgermeister Bernhard Haas. „Aber wir haben nicht in der damaligen Zeit gelebt und wissen nicht, ob wir nicht gleich gehandelt hätten.“

Zwei Jahre Recherchearbeit

Andreas Ammer hat zwei Jahre Kleinarbeit in Recherche, Analyse und Auswertung für die Sonderausstellung zur Nachkriegszeit in Dornstetten gesteckt. Unterstützt wurde er vor allem von Roman Günther und Christian Lenk sowie von Simon Ammer und Manfred Jung. Auch von der Stadtverwaltung gab es Hilfe, wann immer es nötig war. „Es ging immer alles unkompliziert und auf dem kleinen Dienstweg. Das macht dann auch Spaß“, berichtet Ammer Die Sonderausstellung über die Nachkriegszeit ist bis Ende Juli zu den regulären Öffnungszeiten des Dornstetter Heimatmuseums zu sehen – immer mittwochs, freitags und sonntags von 14 bis 16.30 Uhr.

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Erstellt:
02.06.2023, 16:08 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 02.06.2023, 16:08 Uhr

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