Horb. Es brodelt schon unter den hunderten Mini-Rock-Besuchern, die nachmittags gegen 14 Uhr ungeduldig vor dem Eingang des Campingsplatzes warten und Einlass begehren. Manche sitzen dort schon seit Mittwochabend in der Schlange, um auch ja die eine Zeltstelle zu ergattern, auf der sie schon in den letzten Jahren gecampt haben. Andere sitzen völlig entspannt im Schatten, genießen das erste Bierchen, fangen ein paar Pokémon – ja, auch beim Mini-Rock sind viele Taschenmonster-Jäger unterwegs – oder begrüßen alte Freunde. Dann 14.05 Uhr: Mini-Rock-Pressesprecher Benjamin Breitmaier steigt auf den Zaun und eröffnet offiziell das Festival. Die Tore werden geöffnet, die Massen strömen, teils mit Campingstuhl unter dem einen und Schlafsack unter dem anderen Arm, auf das Gelände des Campingsplatzes I, zwischen Neckarbad und Bühne. Schnell entstehen erste „Zeltstädte“, Gruppen bilden feste Formationen, bauen ihre Lager wie die Steinzeitmenschen ums Feuer, beziehungsweise den Einweggrill.

Mini-Rock-Festival in Horb am Neckar

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Eine besondere Geschichte steckt hinter einer Ansammlung von Jugendlichen, die gleich rechts vom Eingang des Campingplatzes sitzen: Cecile Dejasmin (20), Max Ott (22), Philipp Thiedmann (22) und Maurice Thierolf (22) haben in diesem Jahr eine richtige „Mini-Rock-WG“ gegründet. Schon vergangene Woche reisten Max und Philipp von Karlsruhe, wo sie studieren, nach Horb. Am Sonntag stießen auch Maurice und Cecile dazu. Alle zusammen übernachteten sie bei Max‘ Eltern, die in Altheim leben. „Eigentlich habe ich Philipp nur als Ersatz für einen Kumpel geholt, der sonst immer mit aufbaut. Dann kam Maurice noch dazu und Cecile fragte auch, was wir am Wochenende machen“, erzählt Max, der vor drei Jahren von Altheim nach Karlsruhe zog. „Für meine Eltern war es, glaube ich, etwas stressig, als auf einmal vier Leute da waren“, sagt der 22-Jährige, der von der Anzahl und der Motivation der Helfer begeistert ist. Da liegt der junge Mann jedoch falsch. „Es war schön, die jungen Leute im Haus zu haben – nächstes Jahr gerne wieder“, sagt seine Mutter Rita Ott.

„Ich studiere in München und wollte schon öfters mal aufs Mini-Rock-Festival. Nachdem ich dann letztes Jahr Max kennengelernt habe, war das jetzt die Gelegenheit“, erzählt Cecile. Doch die drei sind nicht nur zum Vergnügen nach Horb gekommen: Allesamt haben sie beim Aufbau des Festivals geholfen, von Montag bis Mittwoch. „Es war anstrengend, aber auch witzig. Und es hat auf jeden Fall Spaß gemacht“, erzählt Philipp, der sich am meisten auf das gemeinsame Campen mit seinen Freunden freut.

„Es war sehr anstrengend, vor allem weil ich als einziges Mädchen bei den Zäunen mithelfen musste“, klagt Cecile und lacht. Maurice stieß eher überraschend zu der Gruppe, auch er war zuvor nie in Horb. „Es ist eine echt schöne Stadt, vor allem der Blick, wenn man reinfährt. Und was ich vom Festival bislang gesehen habe, ist echt cool“, erzählt er. Einen klaren Favoriten auf der Bühne hat er nicht: „Mal schauen, was für Bands so spielen. Ansonsten freue ich mich einfach aufs Party-Machen.“ Auf eine Gruppe freuen sie sich aber alle: Die Indie-Rock-Band „Madsen“, die ihren Auftritt als Headliner am Samstagabend hat und das Festival „beendet“.

Ärgerlich für die fleißigen Helfer: Trotz ihres großen Einsatzes in den vergangenen Tagen kamen sie mit als letzte auf den Campingplatz. Da sie sich ihre Eintritts-Bändchen an der Kasse abholen mussten – die erst deutlich nach 14 Uhr öffnete und an der es, ob des Andrangs lange dauerte, bis jeder versorgt war – hatten sich viele Besucher bereits auf der Campingfläche ausgebreitet, als die „WG-Gruppe“ ankam. Einen guten Platz haben sie dennoch bekommen, mit kurzem Weg zu Bühne und zum Neckar. „Es ist natürlich schade, wie das alles gelaufen ist, aber man kann nichts machen“, sagt Cecile.

Nachdem Großteile der Besucher ihren Platz auf dem Camping-Areal gefunden haben und bereits fleißig gegrillt – und vor allem getrunken – wird, verdunkelt sich langsam der Himmel. Obwohl viele der Anwesenden beim diesjährigen „Southside“-Festival oder auch bei „Rock am Ring“ hautnah miterlebt haben, wie gravierend sich ein Unwetter auf eine solche Veranstaltung auswirken kann, ist von Nervosität oder gar Unruhe nichts zu spüren. „Bislang hat das Wetter gehalten, jetzt heißt es abwarten“, sagt Max Ott, lehnt sich in seinem Campingstuhl zurück und trinkt von seinem Dosenbier. Die ersten Tropfen fallen vom Himmel.