Horb · Bildung

Ein Praxisbeispiel für Bildungsvielfalt

Der Landtagsabgeordnete Dr. Timm Kern tauschte sich mit dem Kollegium der Horber Realschule zu Corona-spezifischen Herausforderungen aus. Es fehle nicht nur Unterrichtszeit, sondern vor allem das Miteinander.

25.01.2022

Von NC

FDP-Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (2. von rechts) mit Schulleiterin Heidrun Linka (rechts) und Kollegium. Privatbild

FDP-Landtagsabgeordneter Dr. Timm Kern (2. von rechts) mit Schulleiterin Heidrun Linka (rechts) und Kollegium. Privatbild

Seit Ende des letzten Jahres werde, im baden-württembergischen Kultusministerium die Auflösung des Realschulreferats und seine Eingliederung in das Gemeinschaftsschulreferat diskutiert. Dr. Timm Kern, in der FDP/DVP-Landtagsfraktion Sprecher für Bildung, Hochschulen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, außerdem selbst einst Gymnasiallehrer, sieht mit diesem Vorhaben die Autonomie der Realschulen und damit die Bildungsvielfalt gefährdet.

Um seinem Wahlkreis Unterstützung für die Realschulen zu signalisieren, besuchte Kern die Realschule Horb. Das Gespräch mit Schulleiterin Heidrun Linka, ihrem Schulleiterteam und weiteren Kräften aus dem Kollegium drehte sich neben den Herausforderungen durch die Pandemie vor allem um strukturelle Probleme der Realschulpolitik.

Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig: Die Abschaffung des Sitzenbleibens in der 5. Klasse sei wenig hilfreich für die jungen Kinder. Lernlücken würden nicht geschlossen, sondern die Schülerinnen und Schüler auf mittlerem Niveau bis Klasse 7 unterrichtet, um dann auf Haupt- oder Realschulniveau weiter beschult zu werden. Viele Kinder stünden unter Druck, den Weg bis zum Abitur gehen zu müssen.

Kern bekräftigte die Wichtigkeit der Realschulen als Teil eines vielfältigen, durchlässigen Bildungssystems. Gleichzeitig warb er für den Wert einer Ausbildung. Auch hierin waren sich die Gesprächspartner einig: Ob Meister oder Master – alle Abschlüsse sollten gleichwertig anerkannt und wertgeschätzt werden.

Mangelnde Planungssicherheit

Eine Vertretungslehrerin in der Gesprächsrunde bemängelte fehlende Planungssicherheit. Sie erhalte Arbeitsverträge nur für ein Jahr und regelmäßig zu den Sommerferien wieder die Kündigung. Dabei müsse die Schulverwaltung doch froh sein, dass sich Lehrkräfte für einen Arbeitsplatz im ländlichen Raum entscheiden, pflichtete ein Kollege ihr bei und wies auf den allgemeinen Lehrermangel insbesondere an Realschulen und im ländlichen Raum hin. Kern versprach, Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) an ihr Versprechen zu erinnern, diese unwürdige Praxis der befristeten Verträge zu beenden. Auch hält er Fortbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Quereinsteiger für zwingend erforderlich.

Die Pandemie haben die Lehrkräfte sowie die 650 Schülerinnen und Schüler an der Realschule Horb den Umständen entsprechend bislang gut überstanden, berichtete Schulleiterin Linka. Die digitale Infrastruktur an der Schule sei gegeben, und drei engagierte Kollegen haben sie in kürzester Zeit für den digitalen Unterricht fit gemacht. In diesem Zusammenhang dankte Linka der Stadt Horb als Schulträger, die die Schule digital gut ausgestattet habe.

Die Schulsozialarbeit funktioniere gut und soll zur weiteren individuellen Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, aber auch der Klassengemeinschaften ausgebaut werden. „Klassengemeinschaft ist ein gutes Stichwort“, ergänzte eine Kollegin das Gespräch: Diese habe während der Pandemie sehr gelitten. Der Wiederaufbau sei eine emotionale und zeitliche Herausforderung für alle, berichtete sie. „Klassenfahrten, der Wintersporttag und auch die Schulfasnet fallen wegen der Auflagen alle weg“, erläuterte ein Kollege. „Das sind alles Aktivitäten, auf die sich die Kinder freuen könnten, die die Gemeinschaft stärken und normalerweise für positive Erinnerungen an die Schulzeit sorgen.“ All diese fehlenden Erfahrungen für die Schülerinnen und Schüler bedauerten alle Gesprächspartner sehr und hoffen auf mehr zukünftige Begegnungsmöglichkeiten für die jungen Menschen – egal ob innerhalb oder außerhalb der Schule – spätestens im Sommer.

Kern bekundete, die vom Schulteam angesprochenen Probleme seien ihm bekannt und er werde sie weiterhin an die Landesregierung weitergeben. Er lobte die Horber Realschule als „ein Praxisbeispiel dafür, dass das Konzept Realschule sehr gut funktioniert.“

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Erstellt:
25.01.2022, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 25.01.2022, 01:00 Uhr

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