MRFinale“ prangt in großen Buchstaben über dem Eingang zum noch verwaisten Festivalgelände. Verwaist, bis auf die hektisch umher wuselnden Helfer und Orga-Mitglieder, die knapp 24 Stunden vor dem ersten Konzert des 14. Horber Mini-Rock-Festivals noch immer fleißig aufbauen und vorbereiten.

Bilder vom Mini-Rock-Festival Horb

/

Knapp 300 Meter weiter herrscht deutlich dichteres Gedränge. Auf den Parkplätzen und Wiesen neben dem Neckarbad stehen Hunderte, wohl Tausende Musik-Fans und warten auf den Einlass. Und das am Donnerstag, an dem es noch gar keine Live-Musik gibt (von der Karaoke-Show um 0 Uhr mal abgesehen). Die Vorfreude auf den Abschluss der 14-jährigen Mini-Rock-Geschichte ist körperlich spürbar. Überall hört man Leute lachen, sieht alte Freunde einander in die Arme fallen und Gruppen darüber diskutieren, ob die vier Paletten Dosenbier wirklich übers Wochenende reichen. Über die Wartenden dröhnt der Song „Snow“ der „Red Hot Chili Peppers“ – bei 33 Grad zumindest textlich eher unpassend. Die Hitze führt auch dazu, dass die Verantwortlichen die Campingplatztore bereits 90 Minuten früher als geplant öffnen – aus Mitleid oder Sorge um die Massen in der Sonne.

Die traditionelle Art, sich beim Mini-Rock-Festival abzukühlen, ist dieses Jahr deutlicher als je zuvor untersagt: Große Schilder entlang des Ufers machen die schwitzenden Besucher darauf aufmerksam, dass der Neckar kein Badegewässer ist. „Es besteht ein generelles Badeverbot“, steht auf den Tafeln. Das kümmert erwartungsgemäß wenige. Schon gar nicht, wenn der Wasserstand dermaßen ansprechend ist wie derzeit: hoch genug zum Reinlegen und trotzdem perfekt zum Bierkühlen. Die Schilder stehen auch primär aus „versicherungstechnischen Gründen“ dort, verrät ein Verantwortlicher und schaut lächelnd auf die planschenden Menschen.

Der Andrang an der Abendkasse hält sich dagegen noch merklich zurück. Gerade mal 15 Tickets sind die Mini-Rocker knapp zwei Stunden nach der Öffnung losgeworden. Es scheint, dass sich die meisten Besucher lieber nicht darauf verlassen wollten, noch etwas von den Restbeständen abzubekommen. Die Ansage, dass nach der 2018er-Ausgabe Schluss ist, hat die Ticket-Verkäufe nochmal ordentlich angekurbelt. Auf Facebook erklärten die Veranstalter gestern Abend, dass zumindest die Camping-Resttickets rasch vergriffen sein dürften. Normale Eintrittskarten gibt es dagegen vorerst noch genügend.

Der bisherige Campingplatz „C2“ auf der anderen Seite des Neckars und der Bahngleise musste wegen verschärfter Sicherheitsvorschriften in diesem Jahr verlegt werden – auf das Fußballfeld des ASV Horb. Dieses war am Donnerstagnachmittag schon kaum noch als solches zu erkennen, auch wenn die Campinggäste nur bedingt dafür verantwortlich waren.

„Kein vergleichbares Festival“

Auf dem Weg zum neuen „C2“ mühen sich auch David Braun und Benedikt Montag mit ihrem umfangreichen Gepäck ab. Die beiden haben jüngst beim Theaterstück „Räuberhauptmann Hannikel“ der Sulzer Narrenzunft mitgewirkt. Montag kommt seit sieben Jahren nach Horb aufs Mini-Rock-Festival. Entsprechend traurig ist er über das bevorstehende Ende: „Es ist einfach richtig schade. Es gibt kein vergleichbares Festival in der Gegend, am Neckar gelegen, und man kennt einfach alle Leute.“

Ähnlich sieht es einige Meter weiter eine Gruppe junger Männer auf Campingstühlen. „Es ist traurig. Man kommt Jahr für Jahr her, nimmt sich immer extra dafür frei. Auch wenn die Bands mal nicht so toll sind, es ist einfach das Feeling“, erzählt Niko. „Ich bin dafür eigentlich eh zu alt. Aber es ist halt auch geil“, sagt Tim und grinst. „Es ist nicht ganz so groß, schön familiär“, schwärmt Lilli, die mit Freundin Maike aus Stuttgart angereist ist.