Er war bekannt als der Gemeindepfleger

Der unter der Berufsbezeichnung „Gemeindepfleger“ am Besten bekannte Altheimer Josef Nafz ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 95 Jahren gestorben. Josef Nafz wurde als eines von drei Kindern der Eheleute Karoline und Adolf Nafz am 25. November 1924 geboren. Allzu früh verstarb der Vater bereits mit 56 Jahren als Josef gerade vier Jahre alt war. Die Mutter Karoline zog mit ihren drei Kindern vom Gasthaus „Sonne“ in das jetzige Wohnhaus in der Salzstetter Straße 66. Die Zeit war für die Familie schwer, die kleine Landwirtschaft war die einzige Erwerbsquelle.

Nach dem Besuch der Volksschule durfte Josef Nafz, für die damalige Zeit etwas Besonderes, noch ein Jahr auf die Handelsschule nach Horb. Mit nicht einmal 18 Jahren wurde er noch zum Wehrdienst rekrutiert. Als Funker war er zwei Jahre an der Ostfront, ehe er beim Rückzug in englische Gefangenschaft geriet. Aus dem englischen Gefangenenlager in Belgien ist es ihm gelungen, unter dem Vorwand er wohne in Altheim bei Bonn, sozusagen in der englischen Besatzungszone, frei zu kommen. Es war eines der wenigen Ereignisse, die Josef Nafz von der schweren Kriegszeit und von der Gefangenschaft zu entlocken war. Nachdem er frei war, bat er eine ältere Frau, die am Rheinufer saß, um Rat, wie er heim kommen könnte. Unsäglicher Hunger plagte ihn. Die Frau gab ihm, so erzählte er, von ihrer Schürzentasche ein kleines Stück Brot und verwies ihn auf die Schiffer am Rheinufer – hier solle er versuchen, sich als Kohlenschipper zu verdingen, um rheinaufwärts zu kommen. Er hatte Glück und wurde aufgenommen und kam so zuletzt mit der Bahn bis zum Bahnhof nach Eutingen. Dort bat er den Bahnhofsvorsteher, er möge doch bitte in Altheim anrufen, dass man ihn abhole.

Neben der elterlichen Landwirtschaft bekam er die Stelle als Gemeindepfleger in Altheim. Der damalige Verwaltungsaktuar aus Horb wurde auf den fleißigen und gewissenhaften Gemeindepfleger aus Altheim aufmerksam und vermittelte ihn auf das Landratsamt in Horb. Nach Verlegung des Landratsamtes wechselte er zur Stadtkasse Horb, wo er bis zu seiner Pensionierung gerne arbeitete. Bis ins hohe Alter hatte er Kontakt zu den Mitarbeitern der Stadtkasse.

Im Jahre 1951 heiratete er Anna Nafz. Den Eheleuten waren keine Kinder beschieden. Den Tod seiner Ehefrau im Jahre 2012 hat Josef Nafz nie ganz verkraftet.

Mit zunehmendem Alter wurde die Selbstversorgung immer schwerer. Mit vereinten Kräften, Verwandtschaft, Tagesaufenthalten in der Tagesstätte Sonnenschein in Oberiflingen und der liebevollen Betreuung durch Angela Kipp aus Vöhringen kam Josef Nafz viele Jahre über die Runden. Sein innigster Wunsch war immer, so lange wie möglich zu Hause bleiben zu dürfen. Anfang des Jahres ließen seine Kräfte immer mehr nach und er musste schweren Herzens ins Pflegeheim nach Horb übersiedeln, wo er nach kurzem Aufenthalt am 13. Februar starb.