Sozialberatung

Hilfe in allen Lebenslagen

Die Erlacher Höhe hat neue Räume in Horb. Schwerpunkte des Angebots sind Wohnungslosenhilfe und Mobile Jugendarbeit.

23.01.2018

Von Dagmar Stepper

OB Peter Rosenberger, Pfarrer Michael Keller und der Sulzer Dekan Ulrich Vallon (links) gehörten zu den Grußrednern und Gästen. Bilder: Kuball

OB Peter Rosenberger, Pfarrer Michael Keller und der Sulzer Dekan Ulrich Vallon (links) gehörten zu den Grußrednern und Gästen. Bilder: Kuball

Wer von Ihnen hat am Sonntag auf dem Sofa gesessen und Skirennen im Fernsehen geguckt?“ Wolfgang Günther, Chef der Erlacher Höhe in Freudenstadt, stellte eine ungewöhnliche Frage an die rund 40 Gäste, die gestern Nachmittag bei der Vorstellung der neuen Räume in die Bruderhaus Diakonie ins Mühlgässle 12 gekommen waren. Günther erntete erstaunte Blicke, aber es reckten sich etliche Finger in die Höhe. „Ja, es hat schon etwas, gemütlich im Warmen zu sitzen. Es gibt Menschen, die haben das nicht.“ Günther benutzte ein Bild, um den Gästen klar zu machen, mit welchen Klienten die Erlacher Höhe arbeitet, und wie ihre Mitarbeiter helfen können.

Seit 1994 ist die Erlacher Höhe im Landkreis Freudenstadt vertreten, seit 2009 in Horb. Im Oktober vergangenen Jahres bezog sie zwei neue Büroräume bei der Bruderhaus Diakonie, Besprechungsräume können zusätzlich gemietet werden. In Horb arbeiten Sabine Laabs-Buschbacher und Manuel Trick in der Wohnungslosenhilfe und in der Mobilen Jugendarbeit. Sie beraten Menschen in sozialen Notlagen und besonderen Lebenslagen. „Es ist ein niederschwelliges Beratungsangebot“, beschrieb es Trick.

Als Streetworker ist er zudem regelmäßig in Horb unterwegs, um mit jungen Menschen das Gespräch zu suchen und Beziehungen zu knüpfen. Laabs-Buschbacher berichtete davon, wie angespannt die Wohnungssituation für Geringverdiener in Horb sei. Es treffe oft auch Menschen, die Arbeit haben. „Manche Fälle betreuen wir seit Jahren. Da wohnt eine dreiköpfige Familie in einer kleinen 2-Zimmer-Wohnung und findet nichts Bezahlbares.“

Wolfgang Günther bestätigte das: „Wohnraum ist derzeit ein so rares Gut, wie es selten war.“ Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger ist das Problem ebenfalls bekannt. In Horb stünden 500 Wohnungen leer, in Freuenstadt gar 600, die aber nicht am Markt seien. Daher habe man in Horb einen Runden Tisch gegründet. Rosenberger erinnerte an die Vorarbeit, die die Erlacher Höhe bei Wohnungsproblemen leiste. „Es ist einiges im Werden, aber lange noch nicht perfekt“, zog er als Fazit.

Schwierige Suche nach

neuen Räumen

Die Angebote der Erlacher Höhe werden überwiegend vom Landkreis finanziert. Im Landesvergleich nimmt der Landkreis Freudenstadt eine Spitzenposition bei der Wohnungslosenhilfe ein, sagte Sozialamtsleiter Robert Bornhauser. Jährlich sind es 150000 Euro, hinzu kommt noch eine Summe von 600000 Euro für die Einzelfallhilfe. Das sei es aber auch wert.

Ein weiterer wichtiger Partner der Erlacher Höhe ist die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, die über das Jobcenter, die Grundsicherung, berufliches Coaching und Arbeitsmaßnahmen den Klienten Hilfe bietet. Agentur-Chefin Martina Lehmann präsentierte Fakten. In der Region Nordschwarzwald prosperiere gerade die Wirtschaft, die Beschäftigungszahlen wären spitze. „Aber es gibt gleichzeitig Menschen, denen es schlecht geht“, sagte Lehmann. Im Landkreis Freuenstadt liegt die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei 600. Diese wieder in Lohn und Brot zu bringen, sei die gemeinsame Aufgabe. „Wir müssen Perspektiven eröffnen und auch mal unkonventionelle Wege gehen“, betonte sie.

Die neuen Räume – zuvor war die Erlacher Höhe im Dekanatshaus am Marktplatz im 4. Stock angesiedelt – erleichtern die Beratung und die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Sozialverbänden. „Wir sind nah an der Bahn, am Jobcenter, am Zentrum“, beschrieb es Wolfgang Günther. Es sei allerdings sehr schwierig gewesen, passende Büros zu finden. Glücklich zeigte sich Günther über die Vermietung durch die Bruderhaus Diakonie, die er als wichtigen Partner bezeichnete. Deren Dienststellenleiterin Dorothea Rau ist sich über eines sicher: „Hier ist richtig was am Laufen.“

Günther erinnerte zum Abschluss der Veranstaltung daran, dass die Erlacher Höhe eine Einrichtung der evangelischen Kirche sei. Daher solle es einen Segen für die neuen Büros und die Menschen, die dort ein- und ausgehen, geben. Den erteilte Horbs Pfarrer Michael Keller. Den Grußworten schloss sich ein Ständerling an, bei dem die Büros begutachtet wurden und Netzwerken angesagt war.

Sozialamtsleiter Robert Bornhauser und Agentur-Chefin Martina Lehmann (rechts).

Sozialamtsleiter Robert Bornhauser und Agentur-Chefin Martina Lehmann (rechts).

Wolfgang Günther, Leiter der Erlacher Höhe in Freudenstadt,moderierte das Eröffnungsprogramm.

Wolfgang Günther, Leiter der Erlacher Höhe in Freudenstadt,
moderierte das Eröffnungsprogramm.

Die Erlacher Höhe

15 Standorte in 5 Landkreisen betreibt die Erlacher Höhe, die eine Einrichtung der Diakonie ist. Die Angebote umfassen neben der Wohnungslosenhilfe und Sozialberatung auch Jugendhilfe, Flüchtlingsarbeit und Wiedereingliederungshilfe. Sogar Pflegeeinrichtungen betreibt die Erlacher Höhe. 300 Mitarbeiter sind bei dem Sozialverband angestellt. Den Horber Standort will die Erlacher
Höhe ausbauen. Das betonte Wolfgang Günther gestern. Außerdem ist sie auf der Suche nach einem kleinen Appartement für die Wohnungslosenhilfe in Horb. „Die Horber gehen nicht gern nach Freudenstadt“, weiß Günther. Doch der Wohnungsmarkt sei sehr schwierig.

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Erstellt:
23.01.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 23.01.2018, 01:00 Uhr

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