Horb/Landkreis · Statistik

Landkreis korrigiert einige Zahlen nach unten

Am 2. April war von 73 positiv auf Corona gestesten Personen in Baiersbronn und einem ersten Fall in Waldachtal die Rede. Gestern standen jedoch niedrigere Zahlen in der Statistik. Das Landratsamt spricht von „kleineren Anpassungen“.

03.04.2020

Von Manuel Fuchs

Das Freudenstädter Klinikum. Archivbild: Monika Schwarz

Das Freudenstädter Klinikum. Archivbild: Monika Schwarz

Eine gute Nachricht zu Anfang: In Horb wurden von vorgestern auf gestern keine neuen Corona-Infektionen registriert; in der einwohnerstärksten Stadt des Landkreises bleibt es also bei 48 Fällen. Die andere Große Kreisstadt, Freudenstadt, meldet hingegen vier Neuinfektionen, was sich auf 36 positiven Corona-Tests summiert. Zuwächse gab es außerdem in Loßburg (+1, jetzt 6), Pfalzgrafenweiler (+1, jetzt 10) und Seewald (+1, jetzt 11). Das teilen der Landkreis Freudenstadt und die KLF Freudenstadt in einer gemeinsamen Medieninformation mit.

Baiersbronn und Waldachtal meldeten gestern sogar niedrigere Zahlen als am Vortag. Das hat jedoch weder mit genesenen Corona-Patienten noch mit Todesfällen zu tun; beides erfasst die Statistik nicht. Vielmehr spricht das Landratsamt Freudenstadt in einer Pressemitteilung von „kleineren Anpassungen bei der gemeindescharfen Erfassung der Patienten“, die vorgenommen werden mussten. Zum einen werde jeder positive Test im Landkreis durch einen zweiten Test verifiziert. Da der Ersttest eine Genauigkeit von 92 bis 95 Prozent aufweise, führe dieses Vorgehen hin und wieder zu Korrekturen. Zum anderen könne es „bei dem aktuell enorm hohen Arbeitsanfall und der hohen Aktualität“ vorkommen, dass Daten zunächst falsch übernommen und später korrigiert werden.

Die Situation in den Landkreisen (LK), die an den Kreis Freudenstadt angrenzen, entwickelt sich unterschiedlich: Der LK Calw meldete am 2. April 386 Corona-Fälle, der Zollernalb-Kreis 480, der LK Rottweil 189. Aus dem Ortenaukreis lagen zu Redaktionsschluss bereits die Zahlen vom 3. April vor, dort zählte man 550 Fälle. Der Zuwachs von 67 Fällen gegenüber dem Vortag entspricht einer Steigerungsrate von 13,87 Prozent – was immer noch über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg liegt, aber einen deutlichen Rückgang gegenüber der Steigerung auf den Vortrag bedeutet;
die lag bei 20,45 Prozent. Der Landkreis Rottweil meldete am 3. April einen gegenüber dem Vortag moderaten Zuwachs an positiv auf das Corona-Virus getesteten Personen.

Lage im Klinikum Freudenstadt

Im Klinikum Freudenstadt sind nach Angaben der Betreibergesellschaft KLF aktuell 20 Patienten auf der Isolierstation, 13 der Patienten wurden positiv auf Covid-19 getestet. Fünf Patienten werden intensivmedizinisch versorgt. Eine beatmete Patientin wurde nach Freiburg verlegt. Teilweise handelt es sich um durchaus schwere Krankheitsverläufe. Stand 3. April sind drei Patienten, die positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet worden waren, im Krankenhaus verstorben. Einer von ihnen wohnte außerhalb des Kreises, sodass in die Statistik des Landkreises Freudenstadt zwei Todesfälle aufgenommen werden müssen.

Regulär stehen im Klinikum Freudenstadt zehn Intensivbetten zur Verfügung. Bei Bedarf kann die Kapazität verdoppelt werden. Die Mitarbeiter werden weiterhin täglich in Hygiene und Intensivmedizin geschult.

Das Aufnahmezelt in der Wagenhalle wurde durch abgehängte Planen ersetzt. Aktuell sind es vier Liegendplätze und ein Vorraum mit zwei zusätzlichen Plätzen. Patienten, bei denen ein Verdacht auf Covid-19 besteht, werden in dieser Aufnahme untersucht, bevor entschieden wird, ob ein stationärer Aufenthalt notwendig ist oder ob die Patienten mit entsprechenden Auflagen wieder nach Hause entlassen werden können. Die Wagenhalle ist beheizt und EDV-technisch mit dem Klinikum verbunden.

Ein weiterer Mitarbeiter der KLF wurde positiv auf Covid-19 getestet. Er sei im nichtmedizinischen Dienst tätig, aber selbstverständlich in Quarantäne, teilt die KLF mit. Bei Verdachtsfällen unter den Mitarbeitern werde streng nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts gehandelt.

Ebenfalls streng nach diesen Richtlinien handeln zwei Pflegeheime im Landkreis, in denen Bewohner positiv auf eine Infektion mit dem Virus getestet wurden. Die Leitungen stehen in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt des Landratsamts und gemeinsam werde alles Notwendige unternommen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Die Einkaufsabteilung des Klinikums teilt mit, dass die Beschaffung von Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln zwischenzeitlich sehr schwierig war, sich dieser Zustand aber durch neu aufgebaute Lieferketten etwas gebessert habe. Auch das Landratsamt ist seit zwei Wochen in die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung – sowohl für das Krankenhaus als auch für die Pflegeeinrichtungen, ambulanten Pflegedienste, Zahnärzte, Hebammen, Apotheker, Physiotherapeuten und weitere Berufsgruppen – eingestiegen, um dazu beizutragen, diese bei ihrer Arbeit bestmöglich zu schützen. Daneben hat das Landratsamt bereits geringere Mengen an Materialien von Bund und Land erhalten, die fortlaufend an alle Versorger verteilt werden.

Landrat Klaus Michael Rückert und der Geschäftsführer der KLF, Matthias Meier, sind trotz steigender Zahlen im Landkreis zuversichtlich und sehen sowohl das Landratsamt als auch das Krankenhaus gut vorbereitet. „Die Situation ist und bleibt schwer vorhersehbar und ist sehr dynamisch“, sagt Matthias Meier. Rückert ergänzt: „Ich bin jedoch weiterhin überzeugt, dass wir alle gemeinsam die derzeitigen Herausforderungen meistern werden.“

Die Leitung des Klinikums weist darauf hin, dass zwar medizinisch verschiebbare Eingriffe abgesagt wurden, Notfalleingriffe aber weiterhin durchgeführt würden. Auch Schlaganfallpatienten und Patienten mit Herzinfarkt werden demnach im Krankenhaus versorgt.

Gratis W-Lan für Patienten

Weil Besuche im Krankenhaus derzeit nicht möglich sind, stellt die KLF den Patienten in Freudenstadt Telefon und W-Lan kostenfrei zur Verfügung. „Diese Regelung gilt auf jeden Fall auch über die Ostertage“, verspricht Matthias Meier.

Aufschlüsselung nach Gemeinden

Bis Freitag, 3. April, 12 Uhr sind im Landkreis Freudenstadt insgesamt 222 Personen positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet worden.

Diese verteilen sich wie folgt auf die Gemeinden:
Alpirsbach 2, Bad Rippoldsau-Schapbach 0, Baiersbronn 71, Dornstetten 5, Empfingen 10, Eutingen 10, Freudenstadt 36, Glatten 1, Grömbach 2, Horb 48, Loßburg 6, Pfalzgrafenweiler 10, Schopfloch 11, Seewald 10, Waldachtal 0, Wörnersberg 0.

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Erstellt:
03.04.2020, 17:03 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 44sec
zuletzt aktualisiert: 03.04.2020, 17:03 Uhr

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