Olympia-Fieber in Altheim

Mitarbeiter der Praxis Intermedtris haben zur Michael-Jung-Party eingeladen

Wie schon vor vier Jahren in London haben die Mitarbeiter der Praxis Intermedtris zur Fanparty eingeladen. Rund 30 Reitsportfreunde haben gestern ihrem Michael Jung bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Damen gedrückt. Mit Erfolg. Sensationell hat das Team noch Silber geholt und Jung selbst sorgte zum Schluss für den krönenden Abschluss – Gold in der Einzel-Vielseitigkeit.

10.08.2016

Jubel und Erleichterung: Der Moment als Michael Jung seinen Ritt im Mannschaftswettbewerb mit Nullfehlern beendet hat.Bilder: gen

Jubel und Erleichterung: Der Moment als Michael Jung seinen Ritt im Mannschaftswettbewerb mit Nullfehlern beendet hat.Bilder: gen

Ein Raunen geht durch die Reihen. Gerade ist ein brasilianischer Reiter kopfüber über ein Hindernis geflogen. Als klar ist, dass ihm nichts passiert ist, erhöht sich der Lärmpegel im Gymnastikraum der Praxis Intermedtris wieder. Die Reitsportfreunde interessieren sich um diese Uhrzeit – es ist kurz nach 15 Uhr – noch nicht für die Ritte im Parcours. Nach dem Aufreger wandern dann auch schnell die Blicke wieder weg von den beiden Fernseher hin zum Tischnachbarn oder zum Teller, wo ein leckerer Kuchen und Kekse warten. Zudem lässt Lokalheld Michael Jung noch etwas auf sich warten.

Organisator und Reitexperte Wolfgang Söll hofft derweil, dass noch mehr Gäste den Weg ins Haus finden. „Eigentlich sollten auch die Mädchen aus dem Stall von Michael Jung kommen“, sagt er. Als ob es abgesprochen wäre, erscheinen Ulrike Schmidt, Sabrina Zetzsche, Pietro Grandis und Isabel English. Die Letzte im Bunde ist eine Australierin und verbringt ein Jahr als Working Student mit eigenem Pferd auf dem Jung-Hof. Sie will vor allem ihr Land siegen sehen – kein Wunder, denn das Team führt vor dem abschließenden Springen die Teamwertung an. Doch sie wird enttäuscht. Aus der erhofften Goldmedaille wird nichts – stattdessen gibt es am Ende Bronze.

Zuvor sieht es für die deutsche Mannschaft nicht gerade gut aus. Nur drei fehlerfreie Ritte von Klimke, Auffarth und Jung können das Team vielleicht doch noch aufs Podest bringen. Nachdem die erste Deutsche Sandra Auffarth eine Nullrunde hinlegt und die anderen Nationen immer mal wieder einen Abwurf haben, sagt Intermedtris-Mitarbeiterin Ute Kalmbach: „Das Feld rückt näher zusammen. Wir sind an einer Medaille dran!“ Diese Meinung vertritt auch Konrad Kreidler, der einst das Reiten bei Michael Jungs Vater Joachim erlernt hatte. „Michi macht es schon“, sagt er. Konrad Kreidler war auch schon vor vier Jahren bei der ersten Fanparty mit dabei gewesen. „Das ist ein Pflichtprogramm für mich“, erklärt er seinen Besuch.

In der Pause gibt‘s

gebackene Hufeisen

Wolfgang Söll nutzt die Pause, um gebackene Hufeisen an die Gäste zu verteilen. Dann gibt der Fernseher seinen Geist auf – schwarzes Bild. Schnell werden Kabel ab- und wieder angestöpselt und schon läuft das Gerät wieder – allerdings ohne Ton. Söll springt als Kommentator ein und erklärt: „Als übernächstes kommt Ingrid Klimke“, sagt er. Aus der Runde fragt jemand: „Woher weißt du das?“ Die kurze Antwort: „Aus dem Internet!“ Als die Deutsche ebenfalls keinen Abwurf hat, steigt das Olympia-Fieber weiter an. Die nicht mehr für möglich gehaltene Medaille ist wieder erreichbar. Um 17.24 Uhr betritt Jung endlich zusammen mit Sam den Parcours.

Intermedtris-Inhaberin Barbara Scherrmann steht am Türrahmen und hält ihre Hände vor ihr Gesicht. Ute Kalmbach drückt beide Daumen und Konrad Kreidler ist sich sicher: „Michi schafft einen Null-Fehler-Ritt.“ Gerade hat er seinen Satz ausgesprochen, wackelt die erste Latte nach dem ersten Sprung bedenklich, bleibt aber liegen. Durchatmen. Als Jung dann auch sicher durch die Dreier-Kombi kommt, sind sich alle sicher: Er wird ohne Fehler durch den Parcours reiten. Als er das letzte Hindernis übersprungen hat, jubeln alle im Saal. Nun heißt es, warten und auf Fehler der anderen zu warten – die dann kommen. Als der Neuseeländer Mark Todd seinen dritten Abwurf hat, steht fest, dass Deutschland Bronze hat.

Wolfgang Söll geht schnell in die Küche und holt einen Karton mit Sektgläsern raus. Weniger später knallen die Korken. „Dass es sogar noch Silber wurde, das war ja eigentlich undenkbar“, sagt Konrad Kreidler und stößt mit allen anderen auf die Medaille an. Rund zwei Stunden später ein ähnliches Bild. Als Michael Jung und Sam gegen 19.55 Uhr über das letzte Hindernis springen, ist der zweite Einzel-Olympia-Sieg und die erste Goldmedaille für Deutschland bei den Spielen in Rio perfekt.

Söll lässt die Korken wieder im Raum knallen und der Jubel kennt keine Grenzen. Jungs Pferdepflegerin Sabrina Zetzsche stehen die Tränen in den Augen. „Es ist schon schade, nicht live dabei sein zu können!“ Und wer nun denkt, dass Sam bei seiner Rückkehr eine Sonderbehandlung von ihr erhält, der irrt. „Sonderbehandlung gibt es nur Anordnung von Michael oder Joachim Jung“, betont die Pferdepflegerin.

Derweil werden die Altheimer nicht so schnell aus dem Feiern herauskommen. Denn Wolfgang Söll hat auf der Party verraten: „Michael wird am Samstag von der Stadt Horb geehrt!“ Wo? An der Wassertreteanlage in Altheim, heißt es. Ja, Sie haben richtig gelesen. Sascha Eggebrecht

Die Australierin Isabel English (hinten, Zweite von rechts) arbeitet gerade als Working Student mit eigenem Pferd auf dem Hof von Michael Jung. Sie drückte vor allem den Reitern ihres Landes die Daumen.

Die Australierin Isabel English (hinten, Zweite von rechts) arbeitet gerade als Working Student mit eigenem Pferd auf dem Hof von Michael Jung. Sie drückte vor allem den Reitern ihres Landes die Daumen.

Hatte die Technik fest im Griff: Wolfgang Söll.

Hatte die Technik fest im Griff: Wolfgang Söll.

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Erstellt:
10.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 20sec
zuletzt aktualisiert: 10.08.2016, 01:00 Uhr

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