Horb · Nachruf

Stets ein Kirchenmensch gewesen

Renate Theurer starb am Samstag im Alter von 82 Jahren. Den Mitmenschen galt ihr Augenmerk.

31.12.2019

Von Dagmar Stepper

Stets ein Kirchenmensch gewesen

Renate Theurer war ein Mensch, der für die Kirche, die Familie, die Mitmenschen gelebt hat. „Sie hat sich nie ins Rampenlicht gedrängt“, sagt ihr Sohn Michael Theurer, ihr sei es wichtig gewesen, dass die Aufgaben erfüllt werden. Und derer hatte sie reichlich.

Aufgewachsen in Ödenwaldstetten auf der Schwäbischen Alb kam sie mit 14 Jahren mit ihrer Familie nach Horb, als ihr Vater Erich Hase in der evangelischen Johanneskirche Pfarrer wurde. Sie besuchte das Gymnasium, lernte in Horb ihren späteren Mann Günther Theurer kennen. Renate Theurer war in manchen Dingen ihrer Zeit voraus: Sie studierte in Reutlingen Sozialpädagogik, ihr Mann und sie eröffneten neben der Apotheke in der Schillerstraße eines der ersten Reformhäuser in der Region. „Sie hat sich immer stark in die Pflicht nehmen lassen, sie hat den Familienbetrieb mitgeschmissen“, beschreibt es Michael Theurer. Nebenher zog sie noch drei Kinder groß.

Doch davon liest man wenig in den Archiven. Renate Theurer blieb lieber im Hintergrund. Ihr Engagement in der evangelischen Kirche ist trotzdem beachtlich. Von 1983 bis 2007 war Renate Theurer Kirchengemeinderätin in Horb und in dessen Ausschüssen Kindergarten, Bau und Verwaltung. Ab 1996 wirkte sie federführend im Ausschuss für das 100-jährige Kirchenjubiläum. In den 1990er-Jahren bereitete sie auch regelmäßig das jährliche Gemeindefest mit vor. Bis zu ihrer Erkrankung vor einem Jahr spielte sie im Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde mit, wirkte als Mesnerin in der Johanneskirche. Pfarrer Michael Keller drückte es bei der Verleihung der Brenz-Medaille im Januar 2019 so aus: „Renate Theurer liegt diese am Herzen. Und zwar nicht nur das Gebäude – das auch! – sondern das, was wir in der Kirche feiern und wie wir es feiern.“

Aufmerksam und tatkräftig, auch so beschreibt Michael Theurer seine Mutter. Er erzählt ein Beispiel: An einem Weihnachtsgottesdienst war die Johanneskirche stark überfüllt, es kamen immer noch mehr Menschen, es gab aber schon lange keine Sitzplätzemehr. Da hat die Mutter ihre Kinder zum Stühle holen ins Gemeindehaus abkommandiert, damit die Gottesdienstbesucher sich setzen konnten – ganz im Dienste der Mitmenschen.

Die Ökumene war ihr ebenfalls ein Herzensanliegen. Als Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats war sie seit 1993 und bis zu ihrem Ausscheiden die Vertreterin im katholischen Pfarrgemeinderat und nahm an sämtlichen öffentlichen Sitzungen dieses katholischen Gremiums teil. An der Gründung des ökumenischen Trauer-Cafés ist sie ebenfalls federführend beteiligt gewesen. Auch im Evangelischen Kirchenbezirk war sie aktiv, wirkte von 1989 bis 2008 als Mitglied der Sulzer Bezirkssynode sowie als Vorsitzende des Diakonischen Bezirksausschusses.

Ihrem Mann Günther Theurer hat sie den Rücken freigehalten, ihn stets unterstützt. Das gemeinsame Reisen, das die beiden im Alter geplant hatte, blieb aber leider unerfüllt: Günther Theurer starb im März 2011 nach einer kurzen schweren Krankheit mit 74 Jahren. Jetzt ist Renate Theurer ihn nachgefolgt: Am Samstag starb sie – auch nach schwerer Krankheit – im Alter von 82 Jahren im Hospiz in Nagold. Sie hat sich noch sehr an ihren sechs Enkelkindern gefreut, erzählt Michael Theurer – vor allem, dass sie noch erleben durfte, dass er selbst vor einem Jahr Vater geworden ist.

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Erstellt:
31.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 38sec
zuletzt aktualisiert: 31.12.2019, 01:00 Uhr

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