Rottenburg

Verschleiern

Seit Oktober können sich Schulträger für das Geld aus dem Digitalpakt, den Bund und Länder im März endgültig beschlossen hatten, bewerben.

06.12.2019

Von Emanuel Peter, Rottenburg

Rund 150 Millionen Euro gibt die grün-schwarze Landesregierung in den nächsten Jahren als Anschubfinanzierung für die Digitalisierung der Schulen aus, 2019 erhielt Rottenburg davon 231 000 Euro. Jetzt erarbeiten die Lehrkräfte an unseren 14 Grundschulen in Überstunden einen Medienentwicklungsplan, um die Zuschüsse zu erhalten. Wenn die Stadt den Förderantrag stellt, unterschreibt sie, dass sie alle weiteren Kosten für Ersatzgeräte, Programme, Personal selbst zahlt – eine Millionenhypothek für die nächsten städtischen Haushalte und eine Rentenversicherung für Digitalkonzerne!

Im Sommer entließ die Landesregierung 9000 ausgebildete und angestellte Lehrkräfte in unbezahlte Ferien, um zu ,sparen‘ – bundesweit Spitze! Nach den Ferien fehlten 700 Lehrkräfte, besonders an den Grundschulen. Sind Laptops, Computer für unsere Grundschüler wichtiger als Lehrkräfte? Es gibt bisher keinen Beweis, dass digitale Medien zu besseren Lernergebnissen führen. Im Gegenteil: Gerade im Alter bis zur Pubertät belegen viele Studien, dass der persönliche Kontakt im Gespräch mit anderen für das Lernen wesentlich ist. Die Entwicklung des Denkens, Erinnerns, Verknüpfens von Erfahrungen und Fakten hängt davon ab. Sie wird durch digitale Medien massiv gefährdet. So warnt das Bundesgesundheitsministerium vor Störungen der Sprachentwicklung und der Konzentration (BLIKK-Studie 2017). Statt Unterrichtsausfall mit Digitaleinsatz zu verschleiern – investiert in die persönliche Beziehung zwischen Lehrkräften und Lernenden!

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Erstellt:
06.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 06.12.2019, 01:00 Uhr

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