Bemerkenswert

Vogel von links und Katze von rechts

Es sind bemerkenswerte Zeiten, die wir gerade erleben. In Amerika etwa ereignet sich Außergewöhnliches – und das hat diesmal nichts mit dem neuen Präsidenten Donald Trump zu tun: Im Mai gibt der größte Zirkus Ringling Bros. and Barnum & Bailey auf – nach 146 Jahren fällt dann der letzte Vorhang.

27.01.2017

Von Thomas de Marco

Vogel von links und Katze von rechts

Nachdem der Zirkus nach jahrelangem Druck im Mai 2016 seine Elefanten aus dem Programm genommen hatte, war der Ticketverkauf dramatisch eingebrochen – ein Erfolg für die Tierschützer und ihre Kampagnen. Dazu passt, dass jetzt auch in Stuttgart Wildtiere im Zirkus verboten werden sollen.

Ein Foto, das ein Leser aus der Reutlinger Tannenbergstraße eingeschickt hat, lässt nun vermuten, dass Peta und Co. nicht nur Menschen unter Druck setzen können, sondern selbst in der Tierwelt zu bemerkenswerten Veränderungen im Verhalten führen. Da begegnen sich auf leicht verschneitem Terrain Katze von rechts und ein Vogel von links, ohne dass die Spuren auf einen feindseligen Kontakt hindeuten würden. Vielmehr sieht es so aus, als wären die beiden dicht an dicht aneinander vorbeigelaufen. Setzt der Kampf von Peta jetzt also selbst die tierischen Ur-Instinkte außer Kraft und lässt vogelkillende Katzen inzwischen völlig emotionslos an ihren natürlichen Opfern vorbeistreunen?

Es kann aber auch sein, dass die Katze aus ganz anderen Gründen diesen Vogel in Ruhe hat passieren lassen: Derzeit wird zwischen Vogelfreunden und Katzenliebhaber eine mögliche Katzensteuer heftig diskutiert. Wer weiß, vielleicht hat sich das Katzentier bei der Begegnung im Schnee gedacht, wenn es sich diesmal zurückhält, dann kommt sein Katenfutterdosen-öffnender Besitzer nicht auf die Idee, sich wegen der drohenden Steuer von seinem Haustier zu trennen.

Letztlich dürfte die Erklärung für dieses außergewöhnliche Spurenbild allerdings viel einfacher sein: Vogel von links und Katze von rechts haben mit Sicherheit zu ganz verschiedenen Zeiten ihre Abdrücke im Schnee hinterlassen – philosophisch könnte man da von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sprechen. Oder ganz banal gesagt: Wer in diesem Fall früher oder später gekommen ist, den hat das Leben belohnt.

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Erstellt:
27.01.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 53sec
zuletzt aktualisiert: 27.01.2017, 01:00 Uhr

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cehage 31.01.201722:36 Uhr

Super Artikel. Der Autor bringt es, ob gewollt oder nicht, ganz nebenbei geschickt auf den Punkt: Tiere in der freien Natur zu beobachten, ist oft weniger spektakulär, aber mindestens genauso interessant und dabei natürlicher und schöner und angenehmer für alle. - Im übrigen kann ein Zirkus immer noch Akrobatik, Clowns und Zauberer zeigen.

Wobei man aber auch daran denken sollte, von menschlichen Eigeninteressen und dem Zwang zu Funktionieren, - um für die Besitzer Geld zu verdienen -, sind leider nicht nur Wildtiere betroffen. Zumindest ich kann nicht glauben, dass z. B. Pferde gerne Pirouetten drehen, wie Gardesoldaten daherstolzieren, oder freiwillig von sich aus über (zu) hohe Hindernisse springen ;-)

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