Empfingen · Fasnet

„De Ruaßige isch da scheenschte Dag“

Mit den Rußhexen führen die Empfinger Männer eine Jahrhunderte alte Tradition fort. Der Brauch hebt sich von der sonstigen Fasnet ab. Das hat Gründe, die gut sichtbar sind – und schwer abzuwaschen.

20.02.2020

Von Lukas Homrich

Rußiger Dauschtig

Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020. Der Brauch hebt sich ab vom sonstigen Brauchtum. Das hat Gründe, die gut sichtbar sind – und schwer abzuwaschen. Bilder: Frank Wewoda
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Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020....
Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020. Der Brauch hebt sich ab vom sonstigen Brauchtum. Das hat Gründe, die gut sichtbar sind – und schwer abzuwaschen. Bilder: Frank Wewoda

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Um 11.50 Uhr sind in Empfingen die Straßen wie leer gefegt. Nur vereinzelt laufen Kinder in den Gässle umher. Die Empfinger wissen Bescheid, nur die durchfahrenden Autofahrer haben keine Ahnung, was da auf sie zukommt. Als die die Kirchenglocken 12 Uhr schlagen, strömen plötzlich aus kleinen Schuppen, Scheunen und Garagen schwarze Gestalten hervor. Sie haben lange schwarze Gewänder an und schwarze Hüte auf, die so genannten Gatterhauben.

Rußiger Dauschtig

Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020. Der Brauch hebt sich ab vom sonstigen Brauchtum. Das hat Gründe, die gut sichtbar sind – und schwer abzuwaschen. Bilder: Frank Wewoda
Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020....
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Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020....
Mit den Rußhexen zelebrieren die Empfinger Männer ihre alte Tradition auch 2020. Der Brauch hebt sich ab vom sonstigen Brauchtum. Das hat Gründe, die gut sichtbar sind – und schwer abzuwaschen. Bilder: Frank Wewoda

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Ruß im Gesicht

Die Rußhexen geben ihr Bestes, den alten Brauch aufrecht zu erhalten. Durchfahrende Autofahrer sind ein beliebtes Ziel. Rußhexe wird jeder Empfinger Junge mit dem 16. Lebensjahr. Selbst wenn sie in weit entfernten Städten studieren, bedeutet das für die meisten jedes Jahr für den Ruaßigen wieder in die Heimat zu reisen. Rußhexe bleibt man ein Leben lang. Aus den Gruppen, die als Jungen gleichzeitig in die geheimnisumwobene Tradition der Rußhexen eingeführt werden, bilden sich lebenslange Freundschaften. „Die Jungen sind ganz heiß drauf, die wollen alle dabei sein. Das ist eine echte Gruppendynamik“, sagt Werner Baiker, der als Brauchtumsexperte vor zwei Jahren die bis dahin nur mündlich weitergereichten Rußhexengesetze niederschrieb. Damit lenkte er den Brauch in geordnete Bahnen. Am Ruaßigen gelten in Empfingen andere Gesetze, die Gesetze der Rußhexen eben. Bevor sich die Jungen und Männer in die Häs werfen, treffen sich alle im Empfinger Musikerheim. Dort wird das ein oder andere Bier zu sich genommen, genauso wie eine stärkende Mahlzeit. Jedes Jahr spenden die Mediziner des Dorfes die „Hexensuppe“, namentlich die Zahnärzte Corinna R. Schiletz und Christoph Kleindienst sowie Frauenärztin Stefanie Zingerle. Der Koch Udo Blecher ist als weiße Rußhexe verkleidet. „Das ist einmalig in der Geschichte der Rußhexen“, sagt er.

Kurz vor 12 Uhr schwärmen die Rußhexen zurück in ihre Nester, um sich auf ihren Tag vorzubereiten. Dann startet das Versteckspiel. Werner Baiker schätzt die Rußhexen auf etwa 180 Mann. Am Ruaßigen konzentrieren sich die Männer in Empfingen auf ihre Rolle als Rußhexen. Das Treiben dauert bis 18 Uhr an, aber die Party ist da noch lange nicht vorbei. Dann beginnt die Fleggafasnet, an der im ganzen Ort die geschlossenen Kneipen ihre Tore für die Narren wieder öffnen.

Die Rußhexen schwärmen um Punkt 12 Uhr aus. Das Ziel: so viele einrußeln wie möglich.Bilder: Frank Wewoda

Die Rußhexen schwärmen um Punkt 12 Uhr aus. Das Ziel: so viele einrußeln wie möglich.Bilder: Frank Wewoda

Ein Opfer der Rußhexen.

Ein Opfer der Rußhexen.

Vize-Schultes Xaver Kleindienst (Mitte), im Ausschank beschäftigt.

Vize-Schultes Xaver Kleindienst (Mitte), im Ausschank beschäftigt.

Fasnetsprofessor Werner Baiker stimmt die Rußhexen ein.

Fasnetsprofessor Werner Baiker stimmt die Rußhexen ein.

Schulleiterin Susanne Kökert (links) mit zwei Musikern der „Lompakapell“ vor der Schülerbefreiung.

Schulleiterin Susanne Kökert (links) mit zwei Musikern der „Lompakapell“ vor der Schülerbefreiung.

Eine Gruppe Rußhexen formiert sich am Ruaßiga Dauschtig in Empfingen.

Eine Gruppe Rußhexen formiert sich am Ruaßiga Dauschtig in Empfingen.

Udo Blecher gibt als einzige „weiße Rußhexe“ die Hexensuppe aus.

Udo Blecher gibt als einzige „weiße Rußhexe“ die Hexensuppe aus.

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Erstellt:
20.02.2020, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 20.02.2020, 19:00 Uhr

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