Umweltschutz

Granulatverbot für Kunstrasen würde Empfingen hart treffen

Bei der EU zeichnet sich ein Verbot von Granulat aus Mikroplastik als Füllung für Kunstrasenplätze ab. Die SG Empfingen hätte damit ein Problem, denn ihre Fußballer trainieren auf zwei örtlichen Kunstrasen-Feldern mit Granulatfüllung.

08.08.2019

Von Frank Wewoda

Das Bild entstand, als 2013 der zweite Empfinger Kunstrasen verlegt wurde, der mit Gummi-Granulat und Sand befüllt ist. Archiv: Reinhard Seidel

Das Bild entstand, als 2013 der zweite Empfinger Kunstrasen verlegt wurde, der mit Gummi-Granulat und Sand befüllt ist. Archiv: Reinhard Seidel

Die Vermüllung der Ozeane und der Umwelt mit Plastik ist eines der großen globalen UmweltProbleme unserer Zeit neben dem Klimawandel. Ins Visier der Europäischen Union ist daher auch das Gummi-Granulat aus Mikroplastik geraten, das bei Kunstrasenplätzen landauf landab als Füllmaterial dient.

Rasenboden wird „simuliert“

Auch die beiden in Empfingen von den hiesigen Fußballern bespielten Felder sind entsprechend präpariert: Der 2013 gebaute und von der Firma Polytan gelieferte Kunstrasen ist mit Sand und Granulat befüllt, das nach Angaben der Firma „den natürlichen Rasenboden simuliert“. Laut ersten Überlegungen könnte ab 2022 das Gummigranulat in der gesamten EU tabu sein – es dürfte dann nicht mehr auf Sportplätzen verwendet und auch nicht mehr nachgefüllt werden. s ist alles noch sehr vage, was kommt oder nicht kommt. Wir sind relativ gelassen“, sagt Ralf Schima, der Vorsitzende der SG Empfingen.

Käme ein Verbot, etwa durch ein Gerichtsurteil, früher als erwartet, würde sich dies aber stark auf die Empfinger Fußballer auswirken: „Natürlich hätten wir dann ein Problem, auch, weil wir auf unserem Rasenplatz kein Flutlicht haben.“

Daher sind die Fußballer, sobald es früher dunkel wird, am späteren Nachmittag und abends auf die Kunstrasenplätze angewiesen. Doch obwohl das Verbot auf europäischer Ebene erst diskutiert wird und über diesbezügliche gesetzliche Regelungen frühestens nächstes Jahr entschieden wird, reagierte das Land Baden-Württemberg unverzüglich und entschlossen: Kunstrasenspielfeldern, die mit Mikroplastik verfüllt werden, entzieht das Kultus- und Sportministerium in Stuttgart ab sofort jegliche Fördermittel.

Ausgenommen von diesem Förderstopp seien Vereine, die bereits einen Förderbescheid erhalten haben. Eine genaue Zahl der in Baden-Württemberg betroffenen Plätze ist unbekannt, generell soll es rund 700 Kunstrasenplätze geben. Das Land plane ein Sonderprogramm, das den Austausch des Füllmaterials fördert, so Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Jährlich sollen vier Millionen Euro aus Landesmitteln für die Sanierung von Kunstrasenplätzen fließen. Auch möchte sich die baden-württembergische Regierung dafür einsetzen, dass die Sportvereine eine angemessene Übergangsfrist bekommen. Auf entsprechenden Erfolg hofft in Empfingen der SG-Vorsitzende Ralf Schima: „Dass viele Vereine nicht mehr trainieren können, kann ja niemand wollen.“ Sein Verein vertraue auf die Politik und gehe davon aus, dass es Übergangsfristen gebe.

Umweltbelastungen durch Sportstätten auf ein Mindestmaß zu reduzieren, unterstützen auch die Fußballverbände, teilte der Württembergische Fußballverband mit, dessen Präsident Matthias Schöck aber sagt: „Die Belastung durch Mikroplastik wird im Zusammenhang mit dem Sport völlig überproportional dargestellt.“ Die gesellschaftliche Bedeutung des Breitensports werde vernachlässigt, kritisierten Verbände und forderten Bestandsschutz für bereits gebaute Kunstrasenplätze. Ein solcher wäre auch in Empfingen willkommen.

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Erstellt:
08.08.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 18sec
zuletzt aktualisiert: 08.08.2019, 01:00 Uhr

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