Empfinger Friseursalon

Angelika Kerschbaumer legt die Schere aus der Hand

Das „Friseurteam Kerschbaumer“ ist ab Donnerstag Geschichte. Die Nachfolger bauen um und eröffnen am 15. März in denselben Räumen gleich zwei Läden.

09.02.2019

Von Frank Wewoda

Angelika Kerschbaumer (links) geht in Ruhestand, neben ihr die Angestellte Simone Bok. Aus dem „Friseurteam Kerschbaumer“ werden zwei Läden: „Wunderwerk“ und „Barbershop Schorsch III“. Bild: Frank Wewoda

Angelika Kerschbaumer (links) geht in Ruhestand, neben ihr die Angestellte Simone Bok. Aus dem „Friseurteam Kerschbaumer“ werden zwei Läden: „Wunderwerk“ und „Barbershop Schorsch III“. Bild: Frank Wewoda

Über die Jahre sind Angestellte und Kolleginnen zu Freundinnen geworden, mit vielen Kunden verbinden sie ebenfalls Freundschaften: Es sind diese täglichen Begegnungen und Kontakte, die Angelika Kerschbaumer fehlen werden. Wenn die 64-Jährige am nächsten Donnerstag die Schlüssel an ihre Nachfolger übergibt, endet eine Empfinger Ära im Friseurhandwerk, die fast ein Vierteljahrhundert dauerte.

Als Kerschbaumer im Juli 1999 ihre ersten Kunden als Chefin in der Empfinger Ortsmitte begrüßte, hatte sie in denselben Räumen gegenüber vom Rathaus schon knapp fünf Jahre als Angestellte gearbeitet. Damals war Maria Dettling ihre Vorgesetzte, die den Empfinger Salon als Zweigstelle des Salon Schwarz in Sulz eröffnet hatte, dann jedoch eine Nachfolgerin suchte. Zuvor war sie bereits 16 Jahre in Dettlings Hauptgeschäft am Marktplatz in Sulz.

Heitere bis gelöste Atmosphäre

Der aus Wittershausen stammenden Angelika Kerschbaumer lag der Empfinger Salon am Herzen und sie hatte Interesse an der Übernahme, aber keinen Meistertitel. Die Chance wollte sie sich trotzdem nicht entgehen lassen: So beschloss sie, mit 40 Jahren erneut die Schulbank zu drücken auf der Meisterschule des Friseurhandwerks in Heidelberg. „Ich habe die Entscheidung bis heute nie bereut“, sagt sie und lächelt zufrieden. Leicht seien die vier Monate in Heidelberg aber nicht gewesen.

In die Personalküche im ersten Stock in der Mühlheimer Straße 1 in Empfingen dringt fröhliches Lachen aus dem Friseursalon darunter. „Sie hören es ja“, sagt Kerschbaumer, lächelt verschmitzt. So wie jetzt sei die Stimmung in der Regel – gelöst bis heiter also. Das verwundert nicht weiter, denn Friseurin war für Angelika Kerschbaumer nicht irgendein Beruf, sondern ihre Berufung. Schon seit der siebten Klasse sei dies ihr Traumberuf gewesen. „Ich bin sehr froh, Nachfolger gefunden zu haben“, fügt die in Wittershausen geborene und aufgewachsene Frau hinzu.

Einfach sei das nicht gewesen. „Es gibt immer weniger Nachwuchs, viele Lehren werden abgebrochen“, sagt sie nachdenklich. Obwohl die Arbeit immer locker und leicht wirke, seien die „vielen Stunden“, die jeder Friseur konzentriert mit Schere, Bürste, Pflegemitteln und auch Farbpinsel am Stuhl steht, nicht zu unterschätzen. Nun möchte es Angelika Kerschbaumer ab Ende nächster Woche ruhiger angehen lassen. Sie wird sich ausgiebig ihrem Garten in Wittershausen widmen, nach Herzenslust lesen und schwimmen gehen. „Ich sehe es mit einem lachenden und weinenden Auge. Ich freue mich auf den Ruhestand. Aber die Kunden und Kolleginnen werden mir fehlen!“

Nachdem sich eine 2018 bereits gefundene Nachfolgeregelung kurzfristig wieder zerschlug, kam der Kontakt zustande zur jungen Friseurmeisterin Janina Jährling aus Nordstetten und ihrem Partner Tim Ellenberger aus Nagold. Die beiden möchten den großen Stammkundenkreis weiterhin im Herzen von Empfingen begrüßen. Zuerst wird ab 15. Februar jedoch komplett umgebaut.

Wiedereröffnung am 15. März

Die Wiedereröffnung ist für 15. März geplant. Aus einem Salon werden dann zwei getrennte Läden mit separaten Eingängen: Tim Ellenberger eröffnet einen Barbershop zur Frisur- und Bartpflege für Männer unter dem Namen „Barbershop Schorsch III.“ Janina Jährling und die vertrauten Mitarbeiterinnen werden weiter für alle Stammkunden da sein, diese aber künftig im „Wunderwerk“ empfangen – so heißt der Salon ab 15. März.

Trotz neuem Namen soll die familiäre Atmosphäre auf jeden Fall erhalten bleiben. Angelika Kerschbaumer sagt: „Mein größter Wunsch hat sich erfüllt: Dass alle Mitarbeiterinnen ihren Arbeitsplatz behalten.“

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Erstellt:
09.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 09.02.2019, 01:00 Uhr

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