Volksbank Empfingen

Prozess gegen Geldautomaten-Sprenger ausgesetzt

Das Verfahren gegen die Bande, die 2022 mutmaßlich auch für die Sprengung des Geldautomaten in der Empfinger Volksbank-Filiale verantwortlich ist, sollte am Donnerstag in Bamberg beginnen. Dazu kam es nicht.

10.05.2024

Von mbü/dpa

Die Trümmer der Detonation flogen bis zur anderen Straßenseite. Archivbild: Feuerwehr Empfingen

Die Trümmer der Detonation flogen bis zur anderen Straßenseite. Archivbild: Feuerwehr Empfingen

Ich hoffe, dass sie verurteilt werden“, sagte Stefan Waidelich vom Vorstand der Volksbank Kreis Freudenstadt vergangene Woche bei der Eröffnung der Filiale in Empfingen. Gemeint waren die 16 Männer im Alter zwischen 23 und 42 Jahren, die in ganz Deutschland Geldautomaten gesprengt haben sollen – so auch den der Volksbank-Filiale in Empfingen in der Nacht auf den 9. Dezember 2022. Eigentlich hätte am vergangenen Donnerstag der Prozess gegen die mutmaßlichen Geldautomaten-Sprenger am Landgericht Bamberg beginnen sollen. Dazu kommt es jedoch nicht, wie die deutsche Presseagentur (dpa) mitteilt. Der Prozess wird ausgesetzt.

Verteidiger der 16 Angeklagten, die derzeit in U-Haft sitzen, hatten bereits zum Prozessauftakt Ende April entsprechende Anträge gestellt, weil sie Akten und Videomaterial erst so spät bekommen hätten, berichtet die dpa. Der Vorsitzende Richter Markus Reznik teilte daraufhin mit, dass das Gericht einen neuen Termin ansetzen wird. Mit einer Neuansetzung könne ab dem 19. Juni gerechnet werden.

Filiale besser geschützt

Rund eineinhalb Jahre nach der Sprengung eröffnete die Volksbank Kreis Freudenstadt vergangene Woche die umgestaltete Filiale an der Haigerlocher Straße. Diese soll nun besser gegen künftige Überfälle und Sprengungen geschützt sein: Nachtschließung, keine Fenster im Bereich der Automaten und nachgerüstete Färbekassetten. Zumindest die Nachtschließung von 23 bis 6 Uhr hat bereits einen erneuten Sprengversuch in der Nacht auf den 14. Januar verhindert.

Für Justiz und Polizei bedeutet das Hauptverfahren einen großen logistischen Aufwand, denn es ist der größte Prozess, den es gegen Automatensprenger in Deutschland je gab. Mehr als 30 Verteidigerinnen und Verteidiger sind involviert, so die dpa, hinzu kommen die 16 Angeklagten sowie Dolmetscher. Weil das Gerichtsgebäude zu klein für den Prozess wäre, wurde dieser in eine Sporthalle auf einem Polizeigelände verlegt.

Hoher Sachschaden

Mehr als 70 Verhandlungstage hatte die Kammer terminiert, ein Urteil wurde ursprünglich frühestens Mitte Dezember erwartet. Nun zieht sich das nach hinten. Auch bei der Neuansetzung ist laut dpa mit einer ähnlich hohen Zahl zu rechnen.

Angeklagt sind 16 Männer aus den Niederlanden und Belgien. Die Bande soll laut Staatsanwaltschaft für 30 Sprengungen von Geldautomaten verantwortlich sein. Von 2021 bis 2023 sollen die Männer vor allem in Bayern und Baden-Württemberg zugeschlagen haben.

Weitere Geldautomaten sollen sie in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen gesprengt haben. Mehr als 3,3 Millionen Euro soll die Bande erbeutet haben, jedoch sei der Sachschaden mit mehr als 5,5 Millionen Euro deutlich höher.

Das war auch in Empfingen 2022 der Fall. Die Detonation war so stark, dass Autos auf der gegenüberliegenden Straßenseite von herumfliegenden Trümmern beschädigt wurden. Verletzt wurde niemand. Die Täter erbeuteten einen niedrigen fünfstelligen Betrag und entkamen damals erstmal unerkannt, vermutlich über die Autobahn 81.

In Bamberg wird der Fall verhandelt, weil die Männer zwischen 23 und 42 Jahren auch Fälle in Oberfranken zu verantworten haben sollen. Die Bande soll bei ihren Taten sehr professionell vorgegangen sein. Sprengstoff und Autos sollen sie in ihrem Hauptquartier in einem Gebäude in den Niederlanden vorbereitet haben.

Die Mitglieder der Bande sollen laut Ermittlungen an ausrangierten Geldautomaten das Sprengen gezielt trainiert haben. Den Sprengstoff haben sie dabei offenbar mit einem Pizzaschieber in den Automaten eingeführt. Die Fluchtautos hatten geklaute Kennzeichen und die Bankfilialen lagen – wie in Empfingen – stets nah an Autobahnen. Die Ermittler kamen auf die Spur der Kriminellen, weil auf Überwachungskameras die Kleidung der Täter zu sehen war. Diese konnte dem holländischen Markt zugeordnet werden.

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Erstellt:
10.05.2024, 18:09 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 10.05.2024, 18:09 Uhr

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