Tübingen

Ressentiments

Der Rottenburger Eugen Bolz wurde als Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler am 21. Dezember 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Als tiefgläubiger Katholik sei er von seiner Kirche alleingelassen worden, beklagte Albert Bodenmiller in einem Leserbrief vom 28. Dezember.

02.01.2020

Von Roland Wittel, Tübingen

Herr Bodenmiller, hier der Bericht von Maria Bolz, der Frau von Eugen Bolz, wie sie ihn beim Besuch am 31. Dezember 1944 erlebte:

„Zu unserem Staunen trat er uns sehr gefaßt entgegen. Sein Wesen ist ganz vergeistigt. Er ist so innerlich geworden, daß man förmlich fühlt, er lebt ganz in Gott. Gewiß lebt in ihm noch die Hoffnung, daß sein von ihm abgefaßtes Gnadengesuch Berücksichtigung finden werde, aber er hat sich auch demütig in Gottes Willen ergeben und meinte sogar, vielleicht gebe ihm Gott später nicht mehr die Gelegenheit, so wohlvorbereitet zu sterben. Seine Haltung gab uns Kraft, und wir sagten ihm, daß wir durch unser Beten doch miteinander in Gott verbunden seien. Ihn schmerzte es überaus, für uns die Ursache so schwerer Sorgen zu sein. Er will darum beten, daß es ihm vergönnt sein werde, uns einmal Genugtuung dafür zu leisten. Wir taten alles, um ihm zu helfen, um unsere Liebe und Verehrung zu zeigen. Da wir am Dienstag (2. Januar) wieder zu ihm durften, war der Abschied nicht so schwer.“

Eugen Bolz und seine Familie als Zeuge nehmen zu wollen, um Ressentiments gegen die katholische Kirche zu schüren ist nicht angebracht. Das, was Sie in Ihrem Leserbrief von sich lassen, würden weder er noch seine Frau so stehen lassen.

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Erstellt:
02.01.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 41sec
zuletzt aktualisiert: 02.01.2020, 01:00 Uhr

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